Schließlich ist Taylor Swift eine gewiefte Geschäftsfrau – was sie sich ein wenig abgeschaut haben könnte beim Vater, der als Vermögensberater arbeitete, oder bei der Mutter, die zeitweise als Führungskraft im Marketingbereich tätig war. Swift hat anders als die meisten ihrer Musiker-Kollegen durchaus Gefallen an Business-Meetings und weiß, wie sie mit vielen Special Editions ihrer Alben und ihres Merchandisings gut am Fandom verdient. Sie hat mehrfach bewiesen, dass sie sich nicht über den Tisch ziehen lässt, und ist mit der „Eras Tour“ in den Club der Milliardäre aufgestiegen – und beherrscht mittlerweile auch den CEO-Sprech (Youtube-Link) aus dem Effeff.
Aktivistin in eigener Sache
Beeindruckend ist auch, wie Taylor Swift ihre Reichweite und Wirtschaftskraft immer wieder dazu nutzt, sich gegenüber von Labels, Streamingdiensten und Ticketkonzernen zu behaupten. Sie boykottierte zweieinhalb Jahre lang Spotify, weil sie der Meinung war, dass die dort geschaltete Werbung in der kostenlosen Version die Musik entwertete. Sie legte sich mit Apple an, als der Tech-Konzern während der dreimonatigen Probezeit der Kunden von Apple Music die Musiker und Bands nichts vergüten wollte – und Apple lenkte nur wenige Stunden später ein.
Auch mit ihrem alten Label Big Machine Records, das die Rechte an den ersten sechs Studioalbum hält, liegt Swift im Clynch, seit das Label an einen ihrer Erzfeinde verkauft wurde – und hat nun bereits vier dieser Alben neu aufgenommenen, um so die Rechte an den Aufnahmen zu erlangen und damit Geld zu verdienen. Denn selbstverständlich streamen die Fans vorrangig diese „Taylor’s version“ getauften neuen Fassungen der Alben.
Zuletzt legte sie sich verbal mit dem Ticketing-Monopolisten Live Nation Entertainment an, nachdem die Seite von dessen Tochterfirma Ticketmaster unter dem Ansturm der Swifties auf Tickets für die US-Etappe der „Eras Tour“ zusammenbrach. Eine Gruppe von Fans verklagte Live Nation daraufhin, auch wegen intransparenter zusätzlicher Gebühren, es folgte eine Anhörung vor dem Justizausschuss des Senats der Vereinigten Staaten – und nun droht die Zerschlagung des Konzerns.
In all diesen Fällen kämpfte Swift für sich selbst – und gleichzeitig für alle anderen Musiker und Musikerinnen mit zum Teil weit weniger Reichweite.