Eine leichte Panik kam bei einigen erfahrenen Anlegern auf, als sie Montagfrüh vor dem Handelsbeginn in Europa nach Japan blickten. In Tokio, wo die Kurse zuletzt besonders kräftig gestiegen waren, gab es ein dickes Minus im Nikkei-Index, das mit 12 Prozent so groß war wie seit 1987 nicht mehr.
Damals läutete der Börsencrash zumindest in Japan eine Verkaufswelle ein, die rasch auch den Immobilienmarkt erfasste und den beispiellosen Boom der 80er Jahre beendete. Die japanische Wirtschaft hat seitdem aus der Stagnation nie mehr richtig herausgefunden.
Sorgen um mögliche Wachstumsschwäche in den USA
Schon Mitte letzter Woche bröckelten die Kurse weltweit. Da ging es vor allem um die ausbleibende Zinssenkung in den USA, von der die Notenbank Fed vorerst nichts mehr wissen will, obwohl sich der US-Arbeitsmarkt abgeschwächt hat.
Wenn die Zinsen wegen der anhaltend hohen Inflation aber hoch bleiben, dürfte das die Konjunktur weiter schwächen. Amerikanische Verbraucher und Unternehmen könnten sich zurückhalten, wenn die Finanzierung für Konsum und Investitionen nicht günstiger wird, wie kurz zuvor noch erwartet wurde.
Fuest sieht „Realitätsschock“ für die Finanzmärkte
Der deutsche Aktienindex Dax startete Montagmorgen gleich um mehrere hundert Punkte niedriger in die neue Woche. Auch beim amerikanischen Dow-Jones-Index und dem breit gefassten S&P 500 wird ein schwächerer Handelsstart erwartet.
Der Chef des Münchener Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Clemens Fuest, hält das Ganze für eine Marktbereinigung, die längst fällig war. Im Handelsblatt sagte er, der Kampf der Notenbanken, die mit hohen Zinsen gegen die Inflation vorgehen, habe seinen Preis.
Was passiert, wenn die Wirtschaft weiter an Boden verliert?
Fakt ist, dass dem Statistischen Bundesamt zufolge das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal gegenüber dem Jahresanfang um 0,1 Prozent zurückging. Aufs gesamte erste Halbjahr gesehen stagnierte die Wirtschaftsleistung. Im dritten Quartal – und das wäre die Prognose an den Märkten – könnte die Konjunktur nun kippen und das Wachstum richtig ins Minus drehen.
Umfeld für Anleger kurzfristig in vieler Hinsicht verschlechtert
Diese negativen Szenarien sind schuld daran, dass die Stimmung sich an den Börsen seit letzter Woche erheblich verschlechtert. Dazu passt, dass einige führende High-Tech-Aktien die hohen Erwartungen der Aktionäre zuletzt verfehlten. Amazon wächst offenbar nicht mehr so schnell, Chiphersteller wie Intel und Infineon kündigten sogar Personalabbau an. Dazu passt nun die Kurskorrektur.