Eine große Schlange, aus Holz geschnitzt, aber nicht etwa rund, sondern kantig in der Form, mit aufgemalten Dreiecken in Rot und Schwarz. Daneben einige – deutlich erkennbar – männliche Figuren: Die Objekte stammen aus Kamerun und waren Teil der Initiationsriten rund um die Aufnahme junger Männer in den Kreis der Erwachsenen. Nur: Das wussten die deutschen Kolonisatoren gar nicht, als sie die Figuren Ende des 19. Jahrhunderts raubten und nach München verfrachteten.
Da fragt man sich schon: Warum wurden überhaupt massenhafte Kulturgüter in den Kolonien gestohlen? „Das war eine bestimmte Art, Wissenschaft zu betreiben“, sagt Kurator Richard Hölzl. „Man meinte, die Welt kulturell kartieren zu können. Und diese Idee der vollständigen Kartierung der Welt hat dazu geführt, dass extrem viel angeeignet wurde.“
Kolonialismus hat viele Gesichter
Kostbare Masken, geschnitzte Flöten, geflochtene Taschen: Es entstand ein regelrechter Sammelwahn. Die Kolonisatoren beuteten nicht nur Land und Arbeitskraft der Einheimischen aus, sie eigneten sich auch ihre Kultur an – und zwar nicht nur im Namen der Wissenschaft: Tausende bayerische Soldaten nahmen aus den Kolonien Dinge als Erinnerungsstücke mit, ein Teeservice für die Mama aus dem Boxerkrieg in China, eine kleine indische Gottheit für den heimischen Kaminsims. Die Dinge sollten die eigenen Heldentaten belegen, sie waren letztlich Trophäen.