Nach bald 37 Jahren ist die Maul- und Klauenseuche wieder zurück in Deutschland. 1988 gab es die letzten Ausbrüche. Damals wurden die Tiere geimpft, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Doch diese Impfungen wurden dann Anfang der neunziger Jahre gestoppt – denn Deutschland galt als MKS-frei und die Impfung als unverhältnismäßig und teuer.
Impfstoff wäre binnen sieben Tagen produziert
Angesichts des aktuellen Ausbruchs stellen sich viele Landwirte die Frage, ob nun wieder geimpft werden sollte. Nach Angaben des für Tierseuchen zuständigen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) liegt die Basis für einen Impfstoff „in einer eigens eingerichteten Antigen-Datenbank“. Der Vizepräsident des FLI, Prof. Martin Beer, erklärte im Bayerischen Rundfunk, dass dort verschiedene MKS-Viren, sogenannte Serotypen, tiefgefroren lagern. „Wir haben derzeit den Serotyp O. Und dann kann man mit dieser Bank relativ schnell, innerhalb von einer Woche bis zu 1,5 Millionen Dosen pro Serotyp herstellen.“
Wer entscheidet, ob geimpft wird?
Die Entscheidung, die Antigen-Bank zu aktivieren, könne etwa von einem Bundesland angestoßen werden und müsste dann in einem Krisenstab auf Bundesebene diskutiert und entschieden werden. Das hänge wiederum vom Infektionsgeschehen ab. Man werde nur dann impfen, „wenn das Geschehen sich ausweitet“, erklärte Beer in einer Veranstaltung des Science Media Center (SMC).
Allerdings könnte die Antigen-Bank auch prophylaktisch aktiviert werden. Das heiße noch nicht, „dass tatsächlich auch geimpft wird“. Diese Entscheidung könne auch in einem zweiten Schritt fallen.
Impfung nur im Notfall
Veterinärmediziner und Virologe Dr. Robert Fux von der Tierärztlichen Fakultät der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) hält eine prophylaktische Impfung gegen MKS derzeit nicht für sinnvoll – ähnlich wie die Experten vom FLI. Eine MKS-Impfung würde nur im Notfall eingesetzt: „Wenn man einen Ausbruch hat, der zu eskalieren droht, und man dann mit den normalen tierseuchenrechtlichen Maßnahmen nicht mehr hinterherkommt.“ In einem solchen Notfall gäbe es zwei Möglichkeiten zu impfen, so Fux. Zum einen könnte man im Sperrgebiet impfen, etwa die bereits betroffene Herde, mit dem Ziel „das Ausscheideverhalten zu verändern“. Das bedeutet, Tiere, die sich infizieren, wären dann deutlich weniger infektiös, scheiden weniger Viren aus, und dadurch würde die Verbreitung gestoppt. Betroffene Tiere müssten allerdings trotzdem getötet werden, das Fleisch dürfte nicht weiter verkauft werden.
Notfallimpfung wäre als Ringimpfung möglich
Die zweite Möglichkeit besteht darin, um den Infektionsausbruch herum in einem Ring zu impfen, gewissermaßen wie ein Schutzwall, erklärt Virologe Fux. „Man könnte einen ungefähr zehn Kilometer großen Schutzring ziehen.“ Dadurch werde verhindert, dass der Erreger sich weiter ausbreitet. Zum jetzigen Zeitpunkt sei es aus seiner Sicht nicht angezeigt, „aktiv an diese Impfung zu denken“.
Zumal eine Impfung auch wirtschaftliche Folgen hätte, erklärt Fux – und auch Experten des FLI warnen vor entsprechenden Handelsbeschränkungen für geimpfte Tiere. Fux erklärt, das Fleisch geimpfter Tiere dürfte „maximal noch regional vertrieben werden und an den Markt gehen. Das wird dadurch mehr oder weniger wertlos.“ Daher sei die Impfung nur eine Maßnahme, „die nicht ganz vorne steht, sondern wirklich nur dann gemacht werden sollte, wenn es nicht anders geht“. Daher, so Fux, „wünschen wir uns alle, dass wir nicht impfen müssen“.