„So unmerklich ist bei uns der Frühling ausgebrochen“, jubelte der russische Militärblogger Oleg Sarow (365.000 Fans) nach dem Eklat im Weißen Haus, bei dem sich US-Präsident Donald Trump und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor laufenden Kameras lautstark stritten. Doch so einhellig ist die Freude in Russland keineswegs.
„Ich verstehe, dass alle Besitzer von Villen, Landsitzen und Schlössern in den USA gern glauben wollen, dass wir jetzt bereits die engsten Freunde sind, aber ich hoffe, dass der Rest von uns kapiert, dass dem nicht so ist“, warnten die „Zwei Majore“, mit 1,2 Millionen Followern einer der maßgeblichsten Telegram-Kanäle: „Die USA werden weiterhin eine antirussische Politik verfolgen, sie geben nur vor, unsere Freunde zu sein.“
„Sprachschatz slawischer Bösewichte in Hollywoodfilmen“
Politologe Dmitri Michailitschenko sah Selenskyj „auf der Matte“, aber noch nicht ausgeknockt: „Trump ist wütend, dass Selenskyj ihm im Weg steht. Trump denkt an morgen und Selenskyj hat versucht, ihn ins Vorgestern zu ziehen, eine sehr teure und blutige Zeit. Mal sehen, ob die Trump-Regierung einen anderen Plan hat.“
„Selenskyj hätte Anzug und Krawatte tragen sollen. Er hat es mit einem Geschäftsmann zu tun, dem solche Dinge am Herzen liegen. Der Dresscode ist in Amerika mehr als nur eine Kleiderordnung. Und davon abgesehen: Er sollte aufhören, Tarnkleidung zu tragen, Uncle Sam will endlich Frieden“, so der russische Politologe Georgi Bovt. Er tadelte Selenskyj, weil der bei dem skandalösen Dialog zeitweise auf einen Übersetzer verzichtete: „Er verfügt über den typischen Sprachschatz slawischer Bösewichte in Hollywoodfilmen. Sowohl sein Akzent als auch sein Wortschatz klingen raubeinig.“
„Sonst wird es böse enden“
Ganz anders die Meinung von Kolumnist Dmitri Drise vom russischen Wirtschaftsblatt „Kommersant“: „Aus meiner Sicht handelt es sich hier um ein komplettes Versagen des Gastgebers des Treffens [Trump], der nicht in der Lage war, die Situation unter Kontrolle zu halten. Darüber hinaus wurde das für die USA sehr vorteilhafte und für die Ukraine absolut nachteilige Abkommen [über die Ausbeutung von Seltenen Erden] nie unterzeichnet.“