Wer mehr Geld aufnehmen will – wie der Bund – muss höhere Zinsen zahlen
Wenn Staaten ihre Nettokreditaufnahme schlagartig in kurzer Zeit ausweiten, werden in der Regel insgesamt höhere Anleihe-Zinsen fällig. Häufig handelt es sich dann um einen politischen Notfall.
In unserem Fall geht es darum, dass der Politik schlagartig klar geworden ist, wie groß die militärische Bedrohung durch Russland sein könnte, wenn die USA als Nato-Verbündeter keinen ausreichenden Schutz mehr garantieren.
Von der Schuldenbremse zur Rekordneuverschuldung
Im Fall von Friedrich Merz und den beiden geplanten Sondervermögen des Bundes war man überrascht über das hohe Volumen. Der CDU-Politiker hatte noch im Wahlkampf die Schuldenbremse verteidigt und kein Sondervermögen gewollt. Nun kündigte er als möglicher Bundeskanzler das Gegenteil an: Deutschland könnte bald eine Billion Euro zusätzlich am Kapitalmarkt finanzieren müssen – so viel wie die jährlichen Steuereinnahmen.
Das ist zum einen das Infrastrukturpaket, das mit 500 Milliarden Euro beziffert wird, die in 10 Jahren investiert werden sollen. Noch mehr Schulden in noch kürzerer Zeit könnten es bei den Verteidigungsausgaben werden. Dazu sagte Merz nur „Whatever it takes“ und meinte damit, es werde so viel Geld ausgeben wie nötig, egal was das kostet.
Mögliche Konsequenzen auch für die Bauwirtschaft denkbar
Viele Immobilienkredite werden von den Banken mit Pfandbriefen refinanziert, die sich stark an der Rendite von Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren orientieren. Die zehnjährigen Bunds rentieren derzeit mit 2,5 bis 3 Prozent. Entsprechende Immobilienkredite kosten dann etwa 3,5 bis 4 Prozent. Und das könnte für viele Bauvorhaben zu teuer sein.
2023 beim letzten Zinsgipfel, den die EZB mit schnellen Zinserhöhungen ausgelöst hatte, ging die Bautätigkeit in Deutschland noch einmal stark zurück. Es wurden nur etwa halb so viele Neubauwohnungen fertiggestellt, wie sich die Bundesregierung zum Zielt gesetzt hatte.
Weniger Neubauten und erneut sinkende Immobilienpreise möglich
Vor allem Neubauprojekte waren in den letzten Jahren von dem starken Zinsanstieg betroffen. Einige Bauträger gingen Pleite an ihren gescheiterten Projekten. Die fehlende Finanzierbarkeit von Bauvorhaben durch die höheren Zinskosten drückte auf die Nachfrage. Weniger Interessenten konnten sich ihre Immobilienwünsche erfüllen. So kam es zu einem Preisrutsch.
In den letzten Monaten 2024 hatten sich die Kaufpreise zumindest stabilisiert auf einem meist etwas niedrigeren Niveau. Wie es nun weitergeht, ist offen. Gegen niedrigere Preise spricht der nach wie vor hohe Bedarf an Wohnraum, der in vielen Ballungsräumen dringend besteht.