Politologe Andrei Kalitin folgte seiner Intuition: „Der Kreml hat nicht die Mittel, diesen Krieg zu gewinnen. Weil die Mittel zum ‚Gewinnen‘ nicht reichen, wird der Krieg bewusst in die Länge gezogen, was enorme kommunikative, diplomatische und materielle Ressourcen erfordert.“
„Trump wird beleidigtes Gesicht aufsetzen“
Der im Londoner Exil lehrende Politologe Wladimir Pastuchow (163.000 Follower) ist der Meinung, dass Trump an Frieden deutlich weniger interessiert sei als an seinem Geldbeutel: „Wenn es keinen Waffenstillstand gibt, wird Trump ein beleidigtes Gesicht aufsetzen und sagen, dass er allen aufrichtig helfen wollte, aber wenn die Ukrainer unbedingt sterben wollten, dann sollten sie halt sterben, nur nicht mit seinem (amerikanischen) Geld.“ Alles andere sei Trump „völlig egal“, übrigens auch der Friedensnobelpreis.
Politologe Andrei Nikulin zitierte aus der Militär-Satire „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ und verglich Trump mit dem selbstherrlichen Leutnant Dub: „‚Was treibst du dich hier herum?‘ fragte er Schwejk. ‚Kennst du mich?‘ – ‚Melde gehorsamst‘, antwortete Schwejk salutierend, ‚dass ich Sie nicht von Ihrer schlechten Seite kennenzulernen wünsche.‘ Leutnant Dub erstarrte vor Schrecken, aber Schwejk stand ruhig vor ihm, die Hand fortwährend am Mützenschild, und fuhr fort: ‚Melde gehorsamst, Herr Lajtnant, dass ich Sie nur von der guten Seite kennenlernen will, damit Sie mich nicht zum Weinen bringen, wie Sie mir letztes Mal gesagt haben.'“
„Keine leere Worthülse“
Umstritten ist unter russischen Beobachtern, wie gefährlich Trumps Drohungen für den Kreml werden können: „Trumps Druck auf Putin ist keine leere Worthülse. Wenn das Land von Export-Einnahmen abgeschnitten wird, wird das zu zunehmenden internen Ausfällen und Funktionsstörungen führen“, so einer der Kommentatoren.
Dagegen schrieb Polit-Blogger Anatoli Nesmijan, Trumps Äußerungen würden den Kreml kaum beeindrucken: „Alles, was hätte kaputt gemacht werden können, ist bereits kaputt.“ Gegen Russland seien schätzungsweise 25.000 Sanktionen in Kraft, weitere würden sich allenfalls mit einer Verzögerung von ein bis zwei Jahren auswirken: „Doch in der gegenwärtigen Situation sind ein bis zwei Jahre für den Kreml fast so, als würde bis dahin die Sonne erlöschen.“