Es ist keine kleine Sache, Museumsbesuchern einen Quantencomputer näher zu bringen. Wenn das dann noch mit Fusions-Energie, Raumfahrt, Robotik und Digitalen Zwillingen kombiniert wird, dann kann so eine Ausstellung eigentlich nur schief gehen. Und doch schafft das Deutsche Museum in der Future Box (externer Link) ein Erlebnis, das einem zumindest eine ungefähre Ahnung davon vermittelt, welche Wucht diese Zukunftstechnologien entfalten könnten.
Dabei verzichten die Macher der Ausstellung auf Detailwissen und konzentrieren sich auf die Möglichkeiten und Hoffnungen, die etwa mit Fusionsreaktoren verknüpft werden – nämlich Kraftwerke, die eines Tages ein Vielfaches an Energie liefern, verglichen mit aktuellen Atommeilern.
KI feilt noch an ihrem Bairisch
Als Moderator führt eine KI mit weiblicher Stimme durch die abgedunkelten Räume: AI-ME (gesprochen Äimi) zeigt sich mal als überdimensionales Auge oder zerfließt in hundertausende Lichtpunkte, die über die Wände flitzen und einem den Weg durch die Ausstellungsräume weisen. AI-ME erzählt, schwärmt und bestaunt die Menschheit und ihre Errungenschaften. Ein Trick, der hilft, um die Faszination auf die Besucher überspringen zu lassen. Die werden immer wieder angesprochen. Sie sollen ein Thema auswählen, das sie interessiert und ihre KI Fragen dazu stellen.
Das klappt einigermaßen gut. AI-ME braucht zwar immer einige Sekunden, mit der Antwort. Was dann als Erklärung folgt, passt aber zu den Fragen und wirkt dabei nicht zu ausschweifend. An ChatGPT oder Le Chat reicht die Museums-KI dabei nicht heran. Und an ihre Grenzen gerät sie, wenn sie zum Beispiel auf Bairisch angesprochen wird. Aber sie sei ja noch am Lernen und vielleicht werde sie auch auf diesem Gebiet bald Fortschritte machen, erklärt Simon Glöcklhofer, einer der Verantwortlichen für die Future Box.
Nvidia-Manager war Fan des Deutschen Museums
Um die KI zum Sprechen zu bringen, war entsprechendes Equipment nötig. Die Firma, die derzeit mit die leistungsfähigsten KI-Chips produziert, ist Nvidia aus den USA. An das Unternehmen heranzukommen, sei gar nicht so leicht gewesen, sagt Glöcklhofer. Er habe einfach ein paar Telefonnummern im Konzern ausprobiert. So sei er an einen Nvidia-Manager in Frankreich geraten, der das Deutsche Museum aus seiner Jugend kannte und liebte. Und nach kurzer Zeit klappte es mit der Förderung. Im Serverraum der Future Box arbeiten jetzt Nvidia-Chips für rund eine halbe Million Euro. Auch der Freistaat ist mit bei der Future Box mit engagiert. Rund 800.000 Euro war der Staatsregierung das Projekt wert.
KI kommt aus Frankreich
Hilfe war auch bei der Programmierung der künstlichen Intelligenz nötig. Hier gab es Unterstützung von Dassault Système, einem großen europäischen Software-Konzern. Das Unternehmen hat in München eine Niederlassung und knüpft von hier aus Beziehungen zu Start-Ups und Konzernen in Bayern und darüber hinaus. Dassault Système selbst ist unter anderem in der Programmierung von digitalen Zwillingen aktiv. In der Future Box ist ein solches Digital-Abbild eines menschlichen Herzens zu sehen. Mediziner können mit einer detaillierten Kopie, beispielsweise am Computer simulieren, wie die Operation bei einem Menschen mit einer bestimmten Herzerkrankung verlaufen müsste. Und das soll nur eine von vielen Einsatzmöglichkeit für digitale Zwillinge sein.
Neun Euro für eine Portion Zukunfts-Optimismus
Die Future Box ist seit 17. März 2025 im Forum der Zukunft auf der Museumsinsel. Für die Besucher bleibt es erschwinglich, mit neun Euro regulärem und fünf Euro ermäßigtem Eintrittspreis. Zwei Runden gibt es täglich, reserviert wird vorab online. Am Ende eines jeden Rundgangs gibt es eine Art virtuelles Lagerfeuer, bestehend aus orangefarbenen Lichtern, um das sich die Besucher setzten und ins Gespräch kommen können. Das klappe erstaunlich gut, berichtet Simon Glöcklhofer nach den Erfahrungen mit den ersten Gruppen. Die Leute würden wirklich über die Technik diskutieren. Gut möglich, dass man nach eineinhalb Stunden wirklich optimistischer in die Zukunft blickt.