Der US-Handelsstreit eskaliert: Wenige Stunden nach Inkrafttreten der neuen Zollbestimmungen für China hat die Pekinger Führung prompt reagiert und erklärt, sie werde die Rechte der Volksrepublik entschlossen verteidigen. Das Land wolle keinen Handelskrieg, zitiert die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. „Aber die chinesische Regierung wird niemals tatenlos zusehen, wie die legitimen Rechte und Interessen des chinesischen Volkes verletzt werden.“
Die chinesische Führung plant Insidern zufolge in Kürze eine Krisenkonferenz mit führenden Vertretern von Politik, Notenbank und Regulierungsbehörden.
US-Strafzölle seit 6 Uhr in Kraft
Seit Dienstag, 6 Uhr früh, gelten die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle für Dutzende Länder. Waren aus der EU werden um 20 Prozent teurer für US-Verbraucher. Importe aus China werden noch höher besteuert – für sie gelten jetzt Aufschläge von insgesamt 104 Prozent. Die Börsen in Asien sind weiter abgerutscht, Anleger fürchten eine große Rezession. Auch der Dax fällt weiter: Der deutsche Leitindex notierte zum Handelsstart am Mittwoch 2,3 Prozent schwächer bei 19.833,56 Punkten.
Die höheren Abgaben belaufen sich auf bis zu 50 Prozent, wobei der höchste Satz auf kleine Volkswirtschaften entfällt, die nur wenig Handel mit den USA treiben, darunter das afrikanische Lesotho oder Madagaskar, für das ein Zollsatz von 47 Prozent gilt.
Importzölle auf China sollen Amazon-Konkurrenz treffen
Für China war zunächst ein Zollsatz von 34 Prozent angekündigt worden. Nachdem das Land mit Gegenzöllen reagiert hatte, erhöhten die USA die Importzölle für chinesische Produkte auf insgesamt 104 Prozent.
Der Kostenanstieg auf jetzt 90 Prozent des Warenwerts auf Importe aus China gilt als direkter Angriff auf den Online-Handel, wie beispielsweise Lieferungen des Billigmodehauses Shein oder des Internetkaufhauses Temu, das ein direkter Konkurrent von Amazon ist.
Für kleinere Sendungen aus China galt bisher die sogenannte De-minimis-Ausnahme von Einfuhrzöllen, die bislang zollfreie Lieferungen von Paketen mit geringem Wert aus der Volksrepublik in die USA ermöglichten. Diese Regeln erlaubten es, Pakete mit einem Warenwert von weniger als 800 Dollar zollfrei in die Vereinigten Staaten zu schicken.
Pauschale Basiszölle in Höhe von zehn Prozent auf Einfuhren aus allen Ländern sind bereits am Samstag in Kraft getreten. Nun sind noch höhere Strafzölle für diejenigen Staaten dazugekommen, die nach Auffassung von Trump Handelsüberschüsse mit den USA erzielen.
Trump geht von baldiger Einigung im Zollstreit aus
Das Weiße Haus zeigte sich zuversichtlich, dass es bald einen Deal im Zollstreit geben werde. Abkommen seien möglich, wenn sie das Handelsbilanz-Defizit der USA reduzierten und dem amerikanischen Arbeiter nützten, sagt die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt.
Während China hart blieb, haben fast 70 Staaten laut dem Präsidialamt Verhandlungen angeboten. Eine südkoreanische Delegation sei auf dem Weg in die USA. Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, eine Sympathisantin Trumps, will nächste Woche in die USA reisen. Die EU hat für den heutigen Mittwoch einen Beschluss zu Gegenzöllen ins Auge gefasst.
Die Spirale aus Zöllen und Gegenzöllen dreht sich laut Bundesfinanzminister Jörg Kukies (SPD) schneller als erwartet. „Das ist aus unserer Sicht bedauerlich“, sagt der SPD-Politiker im Deutschlandfunk. Zölle seien stets schädlich für beide Seiten. Deswegen versuche die Bundesregierung mit Verhandlungen eine Verbesserung herbeizuführen.
Börsenmärkte weltweit brechen ein
Börsenmärkte weltweit haben mit drastischen Kurseinbrüchen reagiert: Die asiatischen Börsen setzten am Mittwoch die Talfahrt an der Wall Street vom Vortag fort. Der Tokioter Nikkei-Index knickte fast um drei Prozent ein. Auch die europäischen Börsen könnten nach Einschätzung von Experten nach einer kurzen Erholung am Dienstag den Abwärtstrend fortsetzen. Das US-Bankhaus JP Morgan sieht durch den Zollstreit massive Gefahren für die Konjunktur. Die wachsenden Kosten und die Unsicherheiten könnten eine weltweite Rezession auslösen, heißt es.