Altötting in Oberbayern ist vor allem bekannt für seine Gnadenkapelle und die zahlreichen Wallfahrer, die jedes Jahr den Ort besuchen. Doch nur wenige wissen: In Altötting befindet sich ein einzigartiger Kunstschatz, ein monumentales Panorama-Gemälde von über 120 Jahren, geschaffen vom religiösen Historienmaler Gebhard Fugel. Es steht unter Kulturschutz der UNESCO.
Gezeigt werden Szenen aus dem Leben und Sterben Jesu Christi, unter anderem die Kreuzigung, in beeindruckender Größe: 12 Meter hoch, 95 Meter lang, kreisrund aufgespannt um eine zentrale Plattform, die der Betrachtende über eine dunkle Holztreppe erreicht. Durch das gedämpfte Licht wirkt es, als steige man direkt in die Welt des Jahres 30 nach Christus ein – zum jüdischen Tempel, zu den Jüngern, zur Kreuzigungsszene.
Altöttinger Kunstwerk unter Druck durch Sturm und Wasser
Doch das Panorama ist bedroht. Christian Randl, Vorsitzender der Stiftung „Panorama Altötting“, macht sich große Sorgen um den Erhalt des Kunstwerks. Immer wieder setzen dem Gebäude Witterung und Wasser zu. Randl berichtet, dass die heutigen Stürme sehr stark seien – so stark, dass sogar Wasser gegen die Richtung durch das Blech nach oben gedrückt werde.
Es habe bereits mehrere Wassereinbrüche gegeben, sichtbar an dunklen Flecken auf dem schwarzen Velum, einem Tuch, das die Decke verhüllt. Das Dach sei eine „ständige Baustelle“, die Schäden müssten immer wieder behoben werden, damit das Panorama erhalten bleibe.
Kreuzigung Christi im Panorama durch Wasserschaden gefährdet
Ein besonders schwerer Schaden betraf die Hauptszene des Gemäldes, die Kreuzigung Christi. Ein Wasserleitungsrohr war gebrochen. Das Wasser sprühte unbemerkt auf die Leinwand, da das Panorama im Winter geschlossen war. Erst nach Tagen wurde der Schaden entdeckt.
Die Farben waren verlaufen. Glücklicherweise konnte das Gemälde durch Fachleute und Künstler wieder so restauriert werden, dass man die Beschädigung heute kaum mehr erkennt.
Rückgang der Besucherzahlen seit Corona
Doch kaum ist ein Schaden behoben, folgt der nächste. Die Erhaltung des Kunstwerks ist ein Kampf gegen die Zeit. Und gegen leere Kassen. Seit der Corona-Pandemie verzeichnet die Stiftung einen deutlichen Rückgang an Besucherinnen und Besuchern und damit auch an Einnahmen, wie Randl berichtet.
Der Wallfahrtsort Altötting wird zwar nach wie vor gut besucht, doch die meisten Pilger zieht es zur bekannten Gnadenkapelle. Das Panorama steht für viele nicht im Zentrum.
Europas einziges christliches Rundbild
Auch Stadtpfarrer Klaus Metzl sieht das so. Aus seiner Sicht hängt das mit der „Hierarchie der Besuchsorte“ zusammen. Die Gnadenkapelle sei der zentrale Anlaufpunkt, gefolgt vom Heiligen Bruder Konrad, dem „Tod von Altötting“. Das Panorama gehöre eher zu den Begleitsehenswürdigkeiten der Stadt.
Bislang hat die Kirche keine Zuschüsse zu den Renovierungen gegeben. Für Randl ist das bitter, denn das Panorama ist nicht irgendein Kunstwerk: Es ist das einzige Rundbild mit christlichem Motiv in Europa, das im Originalzustand erhalten ist. Entsprechend hoch ist sein kultureller und kunsthistorischer Wert. Um es zu erhalten, müsse man nun neue Wege gehen.
Hoffnung auf Spenden und neue Besucher
Randl kündigt an, neue Informationstafeln aufstellen zu lassen und bessere Werbung am Kapellplatz sowie beim Aufgang vom Busparkplatz zu installieren. Zudem habe man einen Brief an die Altöttinger Bevölkerung verschickt, mit der Bitte, das Panorama wieder zu besuchen, Eintritt zu zahlen oder es durch Spenden zu unterstützen.
Für Christian Randl ist klar: Das Panorama sei mehr als „nur Begleitsehenswürdigkeit“. Es ist ein einzigartiger Schatz. Er hofft, dass sich genug Menschen finden, um diesen Schatz zu bewahren.