Ein Mann blickt aufs Meer. So beginnen etliche Dokumentarfilme, aber der, der hier in Richtung Mittelmeer blinzelt, das ist Helge Schneider. „The Klimperclown“, so heißt der Dokumentarfilm, den Schneider zusammen mit seinem langjährigen Bandkollegen, dem Gitarristen Sandro Giampietro selbst gedreht hat. Historische und aktuelle Konzertaufnahmen werden mit gestellten und echten Lebensszenen kombiniert, oder, wie Schneider es selbst ausdrückt: „Originalaufnahmen wechseln mit gelogenen ab“.
Archiv-Melancholie trifft Komik
Dabei ist ein überraschend anrührender und melancholischer Film entstanden, fast durchgehend begleitet von Schneiders Lieblingsmusik, Jazz. Ganz tief im Familienarchiv haben die beiden gegraben: Videos vom Urlaub am Meer, ein Ausritt, Fotos von Helge und seinen Schwestern, und besonders anrühren: Schneider, vielleicht Ende zwanzig, filmt seine Eltern bei einem Besuch in deren Wohnung. Die typischen Ruhrpott-Phrasen: „Na, weißte, muss, wat“, die teilweise den kompletten Inhalt eines Schneiderschen Sketches füllen, fallen hier ganz organisch.
Man merkt: Helge Schneider hat einfach immer die Welt um ihn herum beobachtet und daraus die größten Lacher produziert. Auch andere Inspirationsquellen werden deutlich: In den grisseligen Bilder von alten Bühnenszenen scheint die Slapstick-Kunst eines Karl Valentin klar durch. Aber es gibt im „Klimperclown“ auch aktuelles Material im Heimstudio von Schneider aufgenommen und hier geht es fast immer nur um „Jazz und Quatsch“, so Schneider.
„Diese Geschichte könnte erfunden sein“
Schneider trommelt, bedient die Hammondorgel, improvisiert auf dem Saxophon, singt hervorragend gut und boxt gegen einen Sack. Kurz dürfen auch Weggefährten zu sehen sein, etwa Schlagersänger Peter Kraus, Philosoph Alexander Kluge oder Kelly-Family-Star Angelo, der nach Helges Anweisungen das Schlagzeug abbauen muss, was Schneider mit „diese Geschichte könnte erfunden sein“ kommentiert.Wahres und Fiktives, Anekdotisches und völliger Blödsinn wechseln sich ab, und Schneider beleibt immer Helge, die Kunstfigur.
Das ändert sich nur in den ruhigen Passagen, die in Südspanien gedreht wurden, dem zweiten Wohnsitz von Helge Schneider. Gerade wenn er mit Einheimischen wenige Worte auf Spanisch spricht, wirkt er sehr gelöst. Hier tritt der Clown aus dem Scheinwerferlicht heraus in die spanische Sonne, die Bürde des „Lustigseins“ scheint abgefallen. Der Film endet mit einem verdrehten Sinnsatz über den oft kleinen Wahrheitsgehalt von wirklich guten Geschichten. Und so ist es auch bei „The Klimperclown“: Wohl niemand hätte eine wahrere Biografie über Helge Schneider erfinden können als er selbst.
„The Klimperclown“ ist ab 18. August in der ARD-Mediathek abrufbar.