Brose, Bosch, ZF, Schaeffler – neben den großen gibt es in Franken auch etliche kleinere Autozulieferer. Direkt oder indirekt hängt jeder dritte bis vierte Job am Rockzipfel der Autohersteller. Das hat vielen Menschen in der Metropolregion zwischen Hof und Ansbach sowie Weiden und Kitzingen jahrzehntelang oft überdurchschnittliche Einkommen beschert.
Nun aber sieht sich die Branche gleich mit mehreren Krisen konfrontiert. Die deutsche Wirtschaft lahmt. Die Umstellung auf die E-Mobilität läuft nur schleppend. Und global gibt es nicht nur aufgrund der Zoll-Politik von US-Präsident Donald Trump so viele Unsicherheiten wie lange nicht. Um nicht unter die Räder zu kommen, fordert ein Bündnis jetzt mehr Weiterbildungen für die Beschäftigten der Autozulieferbranche.
Teils hängt jeder dritte bis vierte Job an der Zulieferindustrie
Von den insgesamt rund 1,5 Millionen sozialversicherungspflichtigen Jobs in der Metropolregion Nürnberg sind rund zehn Prozent direkt der Autozulieferindustrie zuzuordnen. Das sei auf den ersten Blick gar nicht so viel, sagt Stefan Trebes, der Leiter der Arbeitsagentur Bamberg-Coburg.
Rechnet man die indirekt von der Branche betroffenen Arbeitsplätze mit ein, ergibt sich laut Trebes ein ganz anderes Bild. In der Summe hängt in der Metropolregion jeder dritte bis vierte Job mehr oder weniger an der Autoindustrie. Dazu kommt, dass diese Arbeitsplätze meist sehr gut bezahlt sind. Der mittlere Wert der Einkommen, der sogenannte Median, liegt in Bayern bei Beschäftigten der Autozulieferer rund 1.000 Euro über dem anderer Wirtschaftsbereiche. Davon wiederum profitieren auch andere Branchen wie etwa der Einzelhandel.
Krise ist längst auf dem Arbeitsmarkt angekommen
Da gerade in Franken viele Jobs von einer im Wandel befindlichen Branche abhängen, lohnt ein Blick auf die Arbeitsmarkt-Zahlen. Hier stellt der Leiter der Arbeitsagentur Bamberg-Coburg, Stefan Trebes, fest: In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs in der Metropolregion Nürnberg leicht angestiegen.
Eine genauere Betrachtung der Beschäftigung in der Autozulieferindustrie ergibt aber ein ganz anderes Bild. Hier, so Trebes, sei die Beschäftigung im selben Zeitraum um 15 Prozent zurückgegangen. Der Grund: Wenn Firmen hier Stellen abgebaut haben, dann meist mit Hilfe eines Freiwilligenprogramms oder Vorruhestandsregelungen. Wer vorzeitig in Rente geht, taucht in der Arbeitsmarktstatistik aber nicht auf. Da Stellenstreichungen laut Trebes nur in begrenztem Maß so umsetzbar sind, rechnet er damit, dass der Jobabbau der Autozulieferer schon bald kräftiger auf den Arbeitsmarkt durchschlagen könnte. Wie kräftig? Unklar.
Weiterbildung als wichtigstes Werkzeug
Um mit den multiplen Krisen bestmöglich zu begegnen, wirft ein fränkisches Bündnis nun gemeinsam ein Schlaglicht auf die Beschäftigten der Autozulieferbranche. Es besteht neben der Arbeitsagentur und der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Coburg auch aus dem Netzwerk transform_EMN der Metropolregion Nürnberg.
Als wichtigstes Werkzeug sehen die Einrichtungen dabei: mehr Weiterbildung. Bedeutend sei dabei, dass diese Maßnahmen genauer als bisher auf die Bedürfnisse der Arbeitgeber zugeschnitten seien, sagt Alexander Arnold-Abrahamyan von der IHK. Als Beispiel nennt er den Mega-Trend künstliche Intelligenz. Hier sei die direkte Umsetzbarkeit von KI in den Unternehmen wichtig. Um die notwendigen Weiterbildungsmaßnahmen umzusetzen, brauche es laut dem mittelfränkischen DGB-Chef Stephan Doll außerdem die Hilfe der Politik. Zum einen in Form von Geld. Zum anderen in Form von Planungssicherheit.