Microsoft hat vor wenigen Monaten einen Werbespot veröffentlicht (externer Link), der komplett von KI erzeugt worden war. Hippe Büros, tippende Hände, immer wieder ein Notebook. Kein Schauspieler, keine Kamera – alles künstlich generiert. Und interessant: Keiner merkte es. Der Spot wurde gefeiert für sein Produkt, aber niemand fragte nach, wie der Clip entstanden war. Erst nachträglich gab Microsoft bekannt, dass keine Kamera gefilmt und kein Mensch das Video geschnitten hatte. Das zeigt: KI ist visuell inzwischen so stark, dass sich Realität und Fiktion manchmal kaum mehr auseinanderhalten lassen.
Werbung mit KI geht schneller und deutlich billiger
Die Werbebranche scheint prädestiniert für den KI-Einsatz. Nicht zuletzt deshalb, weil hier sehr viel Geld unterwegs ist und sich dadurch auch sehr viel sparen lässt. Erste KI-Agenturen versprechen bereits bis zu 70 Prozent Kostenreduktion. Statt Teams aus Kameraleuten, Regisseuren und Darstellerinnen reicht heute eine KI und gutes Prompting. Der Spot entsteht komplett digital. Noch sind manche KI-Bilder leicht zu erkennen, die Spots also nicht perfekt. Doch das könnte sich rasant ändern. Die Qualität nimmt im Monatsrhythmus zu.
Zuckerberg verspricht Werbung per Knopfdruck
Auf Werbeagenturen kommen womöglich harte Zeiten zu. Meta-Chef Marc Zuckerberg hat angekündigt, Unternehmen, die an Werbung interessiert sind, direkt zu versorgen. Das bedeutet: KIs erstellen die Anzeige oder den Spot und spielen ihn dann auf den passenden Kanälen – also Instagram, Threads, WhatsApp oder Facebook – an die zum Produkt passenden Personen aus. Alles quasi per Knopfdruck, ohne extra Dienstleister. Wann es so weit sein wird, ist noch unklar. Aber wo der Trend hingeht, scheint absehbar – stürmische Zeiten also für Werbeagenturen und Influencer.
Umbrüche in der Werbebranche
Auch die Fähigkeiten, die Werbefachleute brauchen, werden sich wandeln. Wer früher mit Kamera-Equipment arbeitete, muss heute Text-Prompts schreiben können. Die Arbeit verändert sich also, wird aber nicht zwingend weniger. Womöglich arbeiten manche Werbeprofis künftig ja direkt in den Unternehmen. Denn: KIs können auch kleine Betriebe für wenig Geld nutzen und damit professionelle Spots selbst produzieren. Bestes Beispiel für ein Werbe-Tool ist der „Radio Maker“, der auf Wunsch Radiospots selbständig erstellt.
Personalisierte Werbung: „Dein Nutellaglas“
Werbung lässt sich nicht nur schneller und günstiger produzieren. Es sind auch ganz neue Marketing-Methoden denkbar, etwa durch Personalisierung. Erste Experimente konnte man bereits beim personalisierten Nutella-Glas (externer Link) beobachten. Auch lokal variable Werbung ist denkbar und wird bereits umgesetzt. So hat Google Werbescreens in New York an einzelne Stadtteile angepasst. In Brooklyn und Manhattan wurde der Slogan „You don’t know … (yet).“ angezeigt. Die Lücke wurde mit Begriffen gefüllt, die Menschen vor Ort mit ihren Smartphones gerade besonders häufig in Suchanfragen eingaben. Das reichte beispielsweise von „Pizza“ bis zu „moderner Kunst“.
Es gibt Schattenseiten
Wenn Werbung künftig auf individuelle Stimmungen reagiert – etwa weil ein Chatbot „weiß“, dass jemand gerade Liebeskummer hat – wirft das neue ethische Fragen auf. Was bedeutet es für die Privatsphäre und welche Manipulationsmöglichkeiten entstehen, wenn Werbung nicht nur weiß, was wir tun, sondern auch, wie wir uns fühlen?
Fazit: Werbung ist einer der Wirtschaftsbereiche, in denen sich die KI-Revolution besonders massiv zeigt. Die technische Innovation stellt Geschäftsmodelle infrage und droht, viele zu überfordern.