Eigentlich ist Superman kein guter Punkrocker. Auch seine Freundin, Lois Lane, will ihm nicht glauben. „Du bist vieles, aber kein Punkrock“, sagt sie zu ihm. Aber Superman bleibt stur. Er ist ein Punkrocker! Es ist egal, dass er keine Tattoos hat und aufgrund seiner kryptonischen Physiologie durch Alkohol nicht betrunken werden kann. Und dass die Bands, die der Mann aus Stahl im Film zitiert, nicht mal eingefleischten Szene-Kennern ein Begriff sind. Denn „Punk“ ist für Superman eine Lebenseinstellung.
Warum Superman jetzt Punk ist
Für diese Lebenseinstellung wird der neue Superman, gespielt von David Corenswet, gerade von vielen Fans gefeiert. Auch an der Kinokasse hebt der Film ab. Über 200 Millionen Euro spielte Superman allein am ersten Wochenende ein. Zahlreiche Clips in den sozialen Netzwerken heben hervor, dass die Punk-Attitüde des Mannes aus Stahl ihnen Hoffnung gebe. Superman will nämlich an das Gute im Menschen glauben. Er will anderen mit Offenheit, Zärtlichkeit und Zuneigung begegnen. Egal, wie gemein sie zu ihm sind. Sein Motto: „Kill them with kindness!“ Denn das, sagt Superman, sei echter Punkrock.
Fans nennen Superman „Hopecore“
Im Netz gibt es sogar schon einen Begriff für Supermans Philosophie: „Hopecore“. Gerade in Krisenzeiten, argumentieren viele, habe es so einen Helden dringend gebraucht. Jemanden, der in Krisenzeiten Optimismus verbreitet. Was auch zur Optik des Films passt, denn James Gunn hat ein sehr buntes, witziges und völlig überdrehtes Superman-Universum geschaffen.
Superman, die Ukraine und der Gazastreifen
Ein weiterer Grund für den Erfolg könnte aber auch der politische Subtext sein. Im Zentrum der Handlung steht ein militärischer Konflikt. Das fiktive Land Boravia will das fiktive kleinere und schwächere Land Jarhanpur annektieren. Der Präsident Boravias, eine Mischung aus Wladimir Putin und Benjamin Netanjahu, hasst die Menschen in Jarhanpur, das im Film wie eine Mischung aus Gaza und Ukraine wirkt. Und mittendrin ist der amerikanische Milliardär Lex Luthor. Der liefert Waffen an Boravia. Und als Gegenleistung darf er das annektierten Jarhanpur zu einem Forschungszentrum für seine abgedrehten Experimente machen.
Was Superman über Migrationspolitik erzählt
Superman will den drohenden Krieg zwischen Jarhanpur und Boravia um jeden Preis verhindern, sein Widersacher Lex Luthor, gespielt von Nicholas Hoult, findet dagegen, dass Superhelden sich nicht in Geopolitik und seine Geschäfte einmischen sollten. Und so versucht der Milliardär Supermans Ruf mit einer Migrations-Debatte zu ruinieren. Luthors Internet-Trolle machen Superman vom Helden zu einem illegalen Migranten. Er sei ein Alien, das angeblich gekommen ist, um Amerika zu beherrschen und einen Harem hält. Es respektiere sie nicht, die christliche, abendländische Kultur. Und halte die menschliche Rasse für Schwächlinge. Migrationspolitik wird hier zur Ablenkungsdebatte, die den Blick auf das versperrt, was wichtiger ist. Die Konsequenz: Selbst als die Welt am Abgrund steht, zählt für Lex Luthor nur noch der Hass auf Superman.
Außenseiter Superman
Dieser Superman ist also ein Außenseiter. Der sich als Rebell und Punkrocker besser idolisieren lässt. Der argumentiert, dass es bei einer Rebellion vor allem auf den Wunsch ankommt, das Richtige zu tun. Und dessen Hymne deshalb Iggy Pop und die Teddybears singen dürfen, egal was Lois Lane denkt. „I’m a Punkrocker, yes I am.“