Die kunsthistorisch bedeutende Pfarrkirche in Tückelhausen bei Ochsenfurt im Landkreis Würzburg musste Anfang Mai Hals über Kopf geschlossen werden: wegen Gefahr für Leib und Leben. Das Wasser, das durch das undichte Dach hereinkam, hat die Holzkonstruktion schwer geschädigt. Doch eine Sanierung wird teuer. Außerdem muss die Frage nach der Finanzierung geklärt werden. So geht es vielen Kirchen im Freistaat.
Pfarrkirche in Tückelhausen: Totalschaden?
Ein Blick in den Dachstuhl der Tückelhausener Pfarrkirche offenbart das Desaster: Mehrere Eimer voller Wasser. Draußen liegen in den Schneefanggittern einige der Dachziegel, die sich gelöst haben. Ein Totalschaden?
Nach den Worten der Würzburger Diözesan-Baumeisterin Katja Mark-Engert ist die Quote an Sanierungen im Bistum in den Kirchengebäuden hoch. „Allerdings gibt es schon auch Einzelfälle, bei denen das über die Geldknappheit und die Ressourcenknappheit schwierig wird, das dann auch durchzuführen.“
Die Sanierung kostet viel Geld: 50 Prozent zahlt die Diözese – aber erst müssen die anderen 50 Prozent irgendwie aufgebracht werden. Spenden gibt es, aber sie reichen bei weitem nicht aus. Die Diözesanbaumeisterin setzt auf Mittel aus dem Denkmalschutz. Das könnte im Fall Tückelhausen funktionieren. Aber eben nicht überall.
Jede zehnte Kirche in Würzburg bald profaniert?
Im Bistum Würzburg wurden kürzlich in einem dreijährigen Prozess 950 Kirchen bewertet. Fast jede zehnte Kirche steht auf der Kippe, was bedeutet, sie mittel- oder langfristig zu profanieren, also für Gottesdienste außer Gebrauch zu nehmen. Im Süden Bayerns sieht es – noch – besser aus: Dort sind deutlich weniger Kirchen betroffen. So kann auch noch mehr an Zuschüssen geleistet werden.
Bistümer zahlen unterschiedlich viel dazu
Das Bistum Augsburg zahlt bis zu 60 Prozent zu, wenn Kirchen saniert werden müssen. Das Bistum Regensburg unterscheidet zwischen Pfarr-, Wallfahrts-, Filial- und Nebenkirchen, danach richtet sich der Zuschuss bis zu maximal 50 Prozent. Voraussetzung ist aber sowohl bei der katholischen als auch bei der evangelischen Kirche stets, dass die Gemeinden den notwendigen Eigenanteil leisten können.
180 Kilo-Mauerstück fällt von der Decke
Da kann sich glücklich schätzen, wer eine Kirche hat, die dem Staat gehört. Die evangelische Kirche in Wassermungenau im mittelfränkischen Landkreis Roth ist so ein Fall. Da fiel Ende Januar ein 180 Kilogramm schweres Stück Mauer aus der Decke auf die Empore herunter. Die Kirche war zu dem Zeitpunkt leer und ist jetzt ganz geschlossen. Aber nun muss geprüft werden, ob das auch an anderen Stellen passieren könnte. Dann müsste die ganze Decke erneuert werden.
Das würde teuer werden, sagt Pfarrer Thomas Lorenz: „Wenn man jetzt von einer vorläufigen Bausumme von 1,5 Millionen ausgeht, die könnte eine Kirchengemeinde niemals stemmen. Aber wenn man natürlich dann nur zehn Prozent davon zu tragen hat, dann lässt sich das wahrscheinlich irgendwie machen.“
Wenn die Empore schief hängt
Davon kann Pfarrer Michael Kinzl nur träumen. Sein Sorgenkind ist die kleine Wallfahrtskirche Maria Feldblume in Neuburg an der Kammel einem Markt im schwäbischen Landkreis Günzburg. Der Putz außen ist abgeschlagen, innen hängt die Empore mit Orgel leicht schief, in der Sakristei zieht sich ein Riss quer über die Decke. Doch in Kinzls Pfarreiengemeinschaft sind gleich drei Kirchen sanierungsbedürftig.
Und da rangiert Maria Feldblume auf dem letzten Platz der Prioritätenliste, da sie zu selten genutzt wurde. „Mir persönlich tut das sehr weh“, sagt Kinzl, „aber wenn man hinter die Kulissen schaut, dann glaube ich auch, dass das ein Stück weit ein Sinnbild ist für manche Entwicklungen in unserer Gesellschaft.“
Kirchen geschlossen, Renovierung zu teuer
In einer ähnlichen Situation ist Pfarrer Martin Neidl aus dem niederbayerischen Deggendorf. Hier ist die Wallfahrtskirche Geiersberg seit längerem geschlossen. Er wird noch deutlicher als sein Kollege aus Neuburg: „Es geht nicht, dass haufenweise Leute aus der Kirche austreten, sich die Kirchensteuer sparen. Es wird noch schlimmer werden, eindeutig. Also es werden immer mehr Kirchen zugesperrt werden, weil es aus Sicherheitsgründen nicht mehr geht, weil man sich die Renovierung nicht leisten kann.“
In der Wallfahrtskirche Maria Feldblume sprießt mittlerweile das Unkraut aus dem Kirchenboden.