Das russische Finanzministerium will ab sofort täglich Devisen im Wert von umgerechnet etwa 100 Millionen Euro verkaufen, um die Haushaltslücke zu stopfen, aber das werde nicht reichen, urteilten Beobachter.
„Geduld für Wochen, nicht Monate“
Der als „ausländische Agent“ gebrandmarkte Politologe Wladislaw Inosemzew (externer Link) verwies darauf, dass neue Ölprojekte, etwa in der Arktis, durch den Preisverfall sinnlos geworden seien: „Wir haben in den vergangenen Jahren oft betont, dass die russische Wirtschaft den beispiellosen Sanktionen und schwierigen Herausforderungen standgehalten hat, und das stimmt. Allerdings bedeutet die Tatsache, dass sie gerettet werden konnte, nicht, dass sie für die Außenwelt wesentlich interessanter geworden wäre.“
Russland habe seine wirtschaftliche Eigenständigkeit in einem solchen Ausmaß verloren, dass es zu einem „Anhängsel Chinas“ herabgesunken sei, was den USA nicht verborgen geblieben sei. Putin sei daher zum baldigen Waffenstillstand gezwungen: „Und die ‚Partner‘ haben noch ausreichend Geduld für Wochen, aber nicht für Monate.“
„Lasst die Weltordnung zusammenbrechen!“
Immerhin: Seit der Preis für russisches Öl unter 60 US-Dollar pro Barrel gesunken ist, die sanktionsbedingte Obergrenze der G7-Staaten, könne wieder legal und ohne „Schattenflotte“ exportiert werden, meint einer der Kommentatoren (externer Link). Allerdings fehlten Putin damit Milliarden im Haushalt: „Der Sturm, der sich auf den Weltmärkten zusammenbraut und immer heftiger wird, zwingt den Kreml nun erneut dazu, nach Auswegen aus dem zermürbenden Krieg zu suchen.“
Das Fazit des Kreml-Propagandisten Sergei Markow (externer Link): „Lasst den Sturm stärker wüten! Die moderne Weltwirtschaftsordnung wurde vom Westen errichtet und der Westen versucht, Russland zu isolieren und diese Weltordnung gegen Russland einzusetzen. Also lasst diese Weltordnung zusammenbrechen! Damit wird die Dominanz des Westens zusammenbrechen. Viele Menschen in Russland denken so.“
Ein russischer Leser beließ es bei einem Nietzsche-Zitat (externer Link): „Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehen, dass er dabei nicht [selbst] zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“