„Angel Studios“ – der Name der Produktionsfirma ist Programm. Wenn in den USA, wie im Film „Homestead“, eine Atombombe explodiert, dann hilft nur noch beten und die Hoffnung auf göttlichen Beistand. Der Film aus den frommen Studios der Engel hat es zum Start in den Vereinigten Staaten Ende des vergangenen Jahres direkt unter die Top-5 geschafft, war insbesondere bei evangelikalen Christen und Verschwörungstheoretikern beliebt. Ist er auch ein Beleg dafür, dass der Rechtsruck in den USA jetzt die Kinos erreicht?
„Der Film spielt ein Szenario durch, dass man auch unter dem Namen der Prepper-Bewegung kennt, die Leute, die sich auf den Weltuntergang vorbereiten, Vorräte horten, Bunker bauen“, sagt der Amerikanist und Filmwissenschaftler Vinzenz Hediger von der Universität Frankfurt, „er spielt das Szenario durch, dass sich die Katastrophe tatsächlich einstellt. Man muss aber auch bedenken: Das ist ein relativ kleiner Film ohne große Stars, und er taugt meiner Ansicht nach nicht als Anzeichen für eine Kulturwende. Denn das, was das Hollywood-Kino ausmacht, sind immer noch die großen Blockbuster-Filme.“
Hollywoods Zurückhaltung in weltanschaulichen Fragen
Und die halten sich mit klaren weltanschaulichen Positionierungen, wie „Rechts“ oder „Links“, traditionell zurück, sagt Hediger: „Das ist eine Strategie der kulturellen Indifferenz, oder wie das der Filmwissenschaftler Thomas Elsaesser gesagt hat: Strategische Ambiguität ist das Erfolgsrezept von Hollywood. Man kann die Filme immer auf zwei oder mehrere Arten lesen – und weltanschauliche Ausschlussregeln gibt es nicht. Davon unterscheidet sich diese randständige Produktion, die evangelikale Werte vertritt, ganz erheblich.“
Angel Studios wird vom Mormonen Neal Harmon und drei seiner acht Brüder geführt, alle gehören der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ an. Und sie promoten in ihren Filmen traditionelle Rollenbilder, Staatsskepsis, Waffenverherrlichung und natürlich Gottesehrfurcht. Bereits der Film „Bonhoeffer“ war in den US-Kinos ein Erfolg und verklärte den Priester und Widerstandskämpfer zum Eiferer und Nationalisten. Produktionen wie die Jesus-TV-Serie „The Chosen“ runden das christlich-konservative Programm ab, das größtenteils gecrowdfundet, also durch Spenden finanziert wird. Die Zuschauer entscheiden mit, welche Inhalte produziert werden. Im Internet wird zusätzlich Merchandise verkauft.
Falsche Zielgruppe im Kino?
„Gewiss gibt es da eine Agenda“, meint Hediger, „aber auch da würde ich sagen: Das ist ein Film, der sich von Hollywoods normalem Output dadurch unterscheidet, dass eine bestimmte Agenda möglichst kohärent vertreten wird.“ Angel Studios besetzt einen Nischenmarkt am rechten Rand, der größer werden könnte, die Tendenz ist schon steigend.
Die großen Hollywood-Studios machen da aber nicht mit, sagt Hediger. Er geht davon aus, dass das auch in Zukunft so bleibt, denn „richtiges“ Geld gibt es woanders zu holen: „Grundsätzlich ist es so, dass das Kino-Publikum in den USA und weltweit zu 75 % unter 30 Jahre alt ist. Mehr als die Hälfte ist weiblich, in den USA sind Afroamerikaner überproportional vertreten. Frauen und Afro-Amerikaner sind nun die Gruppen, die am wenigsten Trump wählen. Wenn Hollywood also auf Trump-Linie umschwenken würde, würden sie ihr Kernpublikum vergraulen und ihr eigenes Geschäftsmodell in Frage stellen.“
Die großen Blockbuster bleiben also wohl eher unpolitisch, geben sich, wenn dann, patriotisch – das hat in den USA ja Tradition. Dass bald aber auch Superhelden beten oder die Engel herbeirufen: eher unwahrscheinlich. Kommerz steht noch vor Kulturwandel.