Die Bildsprache holt den Magischen Realismus auf den Bildschirm
Das beginnt schon bei den Farben. Macondo leuchtet in einem fantastischen Grün-Blau-Schimmer, der die wilde Natur des Regenwalds genauso gut widerspiegelt wie die abergläubischen Gedanken, die unter den Einheimischen kursieren.
Dazu kommt die Kamera: Sie nimmt den Duktus von Garcia Marquez’ Sprache auf und verwandelt diese in lange, manchmal chaotische Fahrten. Man sieht Macondo und die Buendias aus jeder möglichen Perspektive. Von oben, unten, in Weitwinkel, Großaufnahme und auch in Slowmotion. Wunder und Witz der Vorlage werden so visuell erfahrbar.
Hinter der Produktion steht ein kolumbianisches Team
Es ist spürbar, dass das größtenteils kolumbianische Filmteam seinem Nationalhelden Garcia Marquez ein Denkmal setzen will. Das Projekt war eine Herzensangelegenheit für die Regisseure Alex Garcia Lopez und Laura Mora. Und eines der teuersten in der Geschichte des südamerikanischen Films.
Der Szenenbildner Eugenio Caballero, der für „Pans Labyrinth“ einst den Oscar erhielt, konnte hier seine ganze Kreativität entfalten. Das Dorf Macondo wurde als Kulisse auf der Fläche von 70 Fußballfeldern errichtet. Auf digitale Effekte hat man größtenteils verzichtet. Das Drehbuch stammt von einem Team um Jose Rivera, der bereits dem „jungen Che“ eine famose Heldenreise auf den Leib schrieb.
Fazit: Streaming-Überraschung des Jahres!
Beim Cast setzt die Serie auf selbst in Südamerika weitgehend unbekannte Gesichter. Und auch das ist die richtige Entscheidung, denn dadurch können sich die Roman-Figuren frei von erdrückenden Schauspieler-Persönlichkeiten entfalten.
Das Buch „Hundert Jahre Einsamkeit“ wird freilich immer unerreicht bleiben. Aber diese Serie kommt der Vorlage so nahe, wie man ihr nur kommen kann. Das heißt viel, und macht diese Verfilmung zur Streaming-Überraschung des Jahres!