Anders als Tusche, Pastellkreiden oder gar Ölfarben kennt Kugelschreiber einfach jeder. Überraschend ist, wie zart Kugelschieber wirken kann: Es muss nicht immer nur die blaue, ein bisschen streng wirkende Linie sein.
Der Nürnberger Werner Knaupp etwa hat eine riesige graublaue Kuppel aus Tausenden feiner Striche auf ein weißes Blatt gesetzt, das Volumen verstärkt sich, weil die Striche im unteren Teil dichter werden. Das ganz wirkt so zart wie eine Seifenblase, heißt aber „Vulkan“: Knaupp ging es um die Kombination von konzentrierter Ruhe mit einem unermesslichen Energiepotential in der Mitte. Die Kugelschreiberstriche sind extrem zart, Werner Knaupp hatte seine Kugelschreiber eigens mit Zeichentinte füllen lassen.
Kugelschreiber können auch zart
Zu den Zeitgenossen, die mit Kugelschreiber arbeiten, gehört die in Berlin lebende Künstlerin Nadine Fecht. Ihre riesigen, bis zu viereinhalb Meter großen Papierbögen zeigen kleine bunte Kugelschreiberstriche in den verschiedensten Farben. „Die Vielen als Viele“ heißt die Serie. Die Künstlerin bindet dazu 8.500 Kugelschreiber zusammen und führt dieses riesige Bündel übers Papier, kaum kontrollierbar, malt hier auch der Zufall mit, immer wieder rutschen einzelne Stifte heraus. „Sie versteht das gesellschaftlich“, erklärt Susann Scholl, „sie sagt, sie möchte ein Bild dafür finden, wie wir uns als Gesellschaft verhalten, oder wie wir in der Gesamtheit der Gesellschaft, in der so viele Menschen zusammenkommen, einen gemeinsamen Weg finden müssen.“