Der berühmteste Held der Lebensmitte ist Dante Alighieri. Nel mezzo del cammin, auf der Mitte des Weges, schreibt Dante 1321 in der Göttlichen Komödie, verirrte er sich im dunklen Wald. Überall dorniges Gestrüpp – plötzlich kein Durchkommen mehr.
Der Dichter – Dante ist Anfang 30 – muss sich mit der „verwirrenden Geografie“ seiner Existenz abfinden und sich seinem Seelendrama stellen, seinen Ängsten, Selbstzweifeln und Fragen. Barbara Bleisch beschreibt diese Art der inzwischen sicherlich später auftretenden Midlife Crisis als grundsätzlich willkommene Wendung im Leben.
Die Lebensmitte als „existenzielle Erschütterung“
„Es ist auch wichtig, dass die Philosophie die Krise nicht einfach als Unzufriedenheit versteht, sondern vielmehr als einen Moment der Existenzerhellung“, sagt sie. „Also als Moment, in dem wesentliche Fragen an die Oberfläche gespült werden. Das ist natürlich herausforderungsreich, aber in jedem Fall auch ein Gewinn. Denn Denken schafft immer ein Stück weit Distanz, und ermöglicht es uns, etwas ruhiger und geordneter auf schmerzvolle Einsichten zu blicken.“
„Mitte des Lebens“ von Barbara Bleisch ist geprägt von einem Bewusstsein zeitlicher Begrenztheit. Die Sterblichkeit rückt erstmals ins Blickfeld und mit ihr eine ungewohnte Dringlichkeit. Barbara Bleisch spricht von einer „existenziellen Erschütterung“ und einer Zeit der Bilanzierung: Ziele und Wünsche – was ist aus ihnen geworden?