Doppelalbum aus zwei Gegensätzen
Das Doppel-Album „Rathlin From A Distance/ The Liquid Hour“ ist ein weiterer Versuch, sich von „Amelie“ zu lösen. Mit anspruchsvollen 80 Minuten Musik: „Rathlin From A Distance“, die erste Hälfte, besteht aus minimalistischen Klavier-Stücken. Teil 2, „The Liquid Hour“, aus sphärischen Klangcollagen zwischen Ambient, EBM und Industrial.
„Ich wollte, dass beide Teile extrem minimal und maximal ausfallen – wie klaffende Gegensätze. Für das Maximale habe ich eine Ondioline gekauft, ein elektronisches Instrument aus den 1930er Jahren. Außerdem ein Ondes Martenot, das genauso alt ist.“ Das Ganze solle wie eine verrückte Marschmusikkapelle klingen.
Musik gegen den Rechtsruck
Die Marschmusikkapelle kommt nicht von ungefähr: Tiersen versteht „The Liquid Hour“ als Protestmusik gegen den Front National von Marine Le Pen. Den bekämpft er mit Kompositionen wie „Dolores“, einer Hommage an die Antifaschistin Dolores Ibárruri und ihre Rede „No pasarán – Sie kommen nicht durch“, in der sie 1936 über Radio Madrid zur Verteidigung der Demokratie aufrief.
Diese Rede sei 2025 genauso wichtig wie 1936, sagt Tiersen. „Als die Ultra-Rechten bei der letzten Wahl kurz vor dem Sieg standen, habe ich die Rede von Dolores aufgegriffen, weil ich sie so stark finde.“ Für ihn sei Le Pen wie der letzte Aufstand der Dinosaurier: „Sie haben Angst vor dem Asteroiden – aber Geld und Macht. Es ist wichtig, etwas dagegen zu tun, etwa mit Protesten.“
„Rathlin From A Distance/ The Liquid Hour“ ist das bislang politischste Album in Tiersens Karriere – und es entfernt sich immer weiter von „Amelie“. Möge er damit glücklich werden.