Im vergleichsweise wohlhabenden Bayern kommt sowas sehr selten vor: Ein Ausstellungshaus wird aus Kostengründen zum 1. Mai geschlossen. Nach 133 Ausstellungen seit 1992.
Die Neue Galerie stand für Moderne Kunst
Gezeigt wurden große Namen wie die Nobelpreisträgerin Herta Müller mit ihrer Schriftkunst, die Performance-Gigantin Marina Abramovic oder Grafik von Gerhard Richter. Und dazu die ganze, nach wie vor beachtliche Kunstszene aus Oberbayern.
Jetzt muss Ausstellungsmacherin Jutta Mannes einpacken und Bilanz ziehen. Sie war es, die die letzten zwölf Jahre dort die Ausstellungen konzipiert hat. „Ich wollte es letztlich doch bis zum 30. Oktober, als die Entscheidung gefallen war, nicht so recht glauben, dass es diesmal doch so weit kommen würde“, sagt sie konsterniert.
Das Haus war seit Jahren unterfinanziert
Unterfinanziert war die Neue Galerie Dachau schon seit Jahren. Dann kam es im Oktober zu einem interfraktionellen Antrag, getragen von einem breiten Parteienspektrum von der CSU bis zu den Grünen: Die jährliche Umlage des Landkreises Dachau an den Zweckverband der Galerien wurde für die nächsten fünf Jahre auf 600.000 Euro gedeckelt, was auch eine Kürzung der Umlage der Stadt Dachau nach sich zog.
Das heißt: Von drei Museen, dem Bezirksmuseum für geschichtliche Ausstellungen, der Gemäldegalerie für die bedeutsame Künstlerkolonie in der Stadt um 1900 und der Neuen Galerie für die Moderne muss eines schließen.
„Da mussten wir leider feststellen, dass 90 Prozent unseres Budgets durch die Fixkosten eigentlich gebunden ist und wir eigentlich nur bei den verbleibenden zehn Prozent kürzen können“, so Nina Möllers, Leiterin des Zweckverbandes Dachauer Galerien und Museen. „Und das sind überwiegend eben Programm- und Ausstellungskosten. Leider!“
Stattdessen künstlerische Interventionen im Stadtraum?
Nur das Bezirksmuseum befindet sich im Eigentum des Zweckverbandes. Für die Gemäldegalerie und bisher auch für die Neue Galerie musste Miete gezahlt werden. Hinzu kommen die üblichen Kosten für Personal, Versicherungen und Klimatisierung.
Für die Besucherinnen und Besucher zählt allerdings das, was jetzt hinten runterfällt: die Ausstellungen. Zumindest die mit moderner Kunst. Jutta Mannes würde gerne gelegentlich in der Altstadt Dachaus die Moderne in überraschenden Interventionen auftauchen lassen. Aber die Standortsuche erweist sich als schwierig.
Als freiwillige Leistung der Kommunen hat die Kultur immer häufiger schlechte Karten. Krankenhäuser, Schulen, die Förderung des sozialen Wohnungsbaus, all das ist wichtig, keine Frage. Und die Kultur? Nina Möllers seufzt. „Wie viel ist uns Kultur eigentlich wert?“, fragt sie rhetorisch.
Ein Hoffnungsschimmer
Nun gibt es aber immerhin einen Hoffnungsschimmer: Seit letztem Jahr arbeitet der Bezirk Oberbayern an Plänen für ein „Museumsforum Dachau“, in dem auch ein lange erwünschtes „Arbeits- und Industriekulturmuseum“ in einer denkmalgeschützten ehemaligen Papierfabrik realisiert werden soll. Ein Mehrspartenhaus, das auch wieder moderne Kunst präsentieren könnte.