Auch in Schweden hatte Pippi keinen leichten Start. Es waren die 1940er-Jahre, die Zeit der „schwarzen Pädagogik“. Kinder hatten zu tun, was man ihnen sagte, sonst drohten Strafen. 1941 sitzt Astrid Lindgren am Bett ihrer kranken Tochter Karin. Die ist damals sieben, hat sich gern Namen ausgedacht und sagt zur Mama: „Erzähl mir was von Pippi Langstrumpf“. Und Astrid Lindgren erfindet das Mädchen zum Namen, ein Mädchen, dessen Motto lautet: „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt!“
Revolution der Kinderliteratur
Zum Beispiel folgert Pippi nach einer Stippvisite in der Schule: „Zu viel Gelehrsamkeit kann selbst den Gesündesten kaputt machen“ – und kommt einfach nicht mehr. Medienwissenschaftlerin Götz hat viel zu Pippi Langstrumpf geforscht: „Das war erstmal ein Skandal, so ein Mädchen zu denken, das dann ja auch noch mit den Erziehungsinstitutionen sehr selbstbewusst umgeht.“ In diversen Artikeln hatte man nach der Erstveröffentlichung 1945 in Schweden den Untergang der Kinder und der Moral vorhergesagt. „Rein faktisch ist es eine Revolution der Kinderliteratur gewesen, so nah an Kindern dran, an ihren Fantasien“, sagt Götz, „und wahrscheinlich konnte es auch nur von einer Autorin geschrieben werden, die ja auch ein ungewöhnliches Leben zu der Zeit hatte.“
Dieses ungewöhnliche Leben hatte Astrid Lindgren, weil sie mit 18 bereits schwanger war – von einem verheirateten, viel älteren Mann. 1926 kam ihr Sohn Lasse auf die Welt, den sie zunächst in eine Pflegefamilie gegeben und dann alleine erzogen hat. Und weil sie auch später, mit zweitem Kind (der Tochter Karin) und dann selbst verheiratet, immer viel gearbeitet hat – gegen alle gesellschaftlichen Widerstände.