25 Jahre ist es her, als Alexandra ihren damaligen Partner verlor. Ein betrunkener Autofahrer fuhr den jungen Mann tot. Von Freunden und Angehörigen hörte Alexandra danach viele Beileidsbekundungen. Doch die halfen ihr nicht. „Wie soll ich jemandem mit Worten die Trauer abnehmen? Das geht nicht“, sagt Alexandra heute. „Da muss jeder selber durch. Da gibt es einfach keine Worte.“
Welche Worte trösten – und welche nicht
„Mein herzliches Beileid“, „Ich bin für dich da“ oder „Du musst jetzt ganz stark sein“: Die deutsche Sprache kennt viele dieser Beileids-Floskeln. Doch bei weitem nicht alle sind dazu geeignet, zu trösten. „Worte können manchmal trösten, aber nicht unbedingt“, sagt Iris Geyer. Sie ist Pfarrerin im Ruhestand und leitet regelmäßig Trauercafés. „Es gibt Menschen, die erreichen die Worte nicht, weil sie noch so gefangen sind in ihrem Trauerschmerz.“ Sie erinnert sich aber auch an einen Witwer, der berichtete, dass einfache Floskeln auf der Beerdigung seiner Frau ihn getröstet haben. Daran zeigt sich: Trauer und damit auch Trost sind individuell.
Diese No-Go-Floskeln gilt es zu vermeiden
Manche der üblichen Floskeln seien schlicht falsch, sagt Iris Geyer. Zwei Beispiele seien „Es wird schon wieder“ und „Die Zeit heilt alle Wunden“: „Ich finde, das darf man einfach in dem Zusammenhang nicht sagen, weil es nicht stimmt. Die Zeit heilt nicht einfach.“ Viel mehr zeige sich in solchen Formulierungen die Hilflosigkeit der Tröstenden.
Auch Sozialpädagogin Uschi Pechlaner sieht bestimmte Floskeln kritisch. Sie arbeitet im „Sternenhaus“ am Münchner Nockherberg. Die Organisation unterstützt junge Trauernde, verwaiste Kinder und zurückgelassene Lebenspartner. „In solchen Fällen ist es nicht hilfreich zu sagen: Du bist noch jung, du wirst wieder jemanden finden“, sagt Pechlaner. „Alles, was den Schmerz oder den Verlust klein macht und nicht würdigt, was für eine Erschütterung das tatsächlich ist, ist kränkend.“
Ein weiteres No-Go ist ihrer Meinung nach der Satz: „Ich weiß, wie du dich fühlst.“ Trauer sei so unterschiedlich, dass auch Menschen, die eine ähnliche Situation erlebt haben, nicht dieselbe Trauer spürten. Auch Religiöses oder Verweise auf ein Jenseits sollte man sich verkneifen, wenn man nicht sicher wisse, ob dies bei der trauernden Person gut ankomme, sagt Pechlaner.
Diese Worte können Trost spenden
Was also stattdessen sagen? Die Sozialpädagogin Pechlaner und die frühere Pfarrerin Geyer finden, manchmal am besten: nichts. „Gerade, wenn ich mich hilflos fühle, ist es besser, eher diese Sprachlosigkeit anzusprechen“, sagt Geyer. Das sei eine ehrliche und authentische Art, Anteil zu nehmen und Empathie zu zeigen.
Alexandra, die als junge Frau ihren Freund verlor, erinnert sich, dass eine Freundin sie damals ganz lange in den Arm genommen hat und gar nichts gesagt habe. „Und das hat mir mehr geholfen als irgendwelche Floskeln, die ich oft genug gehört habe.“
Viel wichtiger also, statt selbst zu sprechen: zuhören, hinschauen und wahrnehmen. Da sein und dableiben. Die Situation mit aushalten, Hilfe anbieten. Und das am besten konkret: Soll ich für dich einkaufen, die Kinder hüten, den Rasen mähen? Wenn man aber trotzdem gerne etwas sagen oder schreiben möchte, empfiehlt Uschi Pechlaner den Satz: „Ich wünsche dir viel Kraft.“