Die bayerische evangelische Landeskirche schlägt ein neues Kapitel auf: Künftig gibt es eine einheitliche „Trauung“ für alle – egal ob hetero oder queer. Das hat das Kirchenparlament, die sogenannte Landessynode, am Donnerstag beschlossen. Bisher hieß die Feier etwa bei queeren Menschen oder Verbindungen zwischen den Konfessionen, also evangelisch und katholisch, nur „Segen“.
Damit folgen Bayerns Protestanten einer Empfehlung der Arbeitsgruppe „Queer“, die sich seit Herbst 2023 mit dem Umgang der Kirche mit queeren Menschen befasst hatte.
Einheitliche Trauung – mit Gewissensschutz für Pfarrerinnnen und Pfarrer
Ziel der Arbeitsgruppe war es, Diskriminierung in der Vergangenheit aufzuarbeiten, die aktuelle Lage zu analysieren und Wege aufzuzeigen, wie Diskriminierung künftig strukturell und rechtlich abgebaut werden kann. Ein zentrales Ergebnis: Schluss mit der Unterscheidung bei kirchlichen Hochzeiten.
Pfarrerinnen und Pfarrer behalten zwar weiterhin den sogenannten Gewissensschutz: Niemand wird gezwungen, ein queeres Paar zu trauen. Allerdings sollen sie künftig verpflichtet sein, diesen Paaren alternative Wege innerhalb der Landeskirche aufzuzeigen, damit eine kirchliche Trauung möglich bleibt.
Synodenpräsidentin: Queeren Menschen „großes Leid“ zugefügt
Bereits am Mittwochabend hatte Synodenpräsidentin Annekathrin Preidel zu einer Schweigeminute aufgerufen – und dabei klare Worte gefunden. Die Kirche habe queeren Menschen „großes Leid“ zugefügt: „Dienstliche Ungleichbehandlungen, Behinderung von Karrieren, Durchgriff ins Privatleben und die Aufforderung zum Leben in Doppelmoral haben zwar der damals geltenden Rechtslage nicht widersprochen, waren und sind jedoch unangemessen, ungerechtfertigt und diskriminierend.“ Die Kirche sei als Ganzes „schuldig geworden“.
Ein eigenes Schuldbekenntnis wurde von der Arbeitsgruppe nicht empfohlen – dennoch sei die Benennung von Schuld ein wichtiger Schritt, sagte der Synodale Bernhard Offenberger vom lesbisch-schwulen Konvent Bayern: So könne die Heilung von Verletzungen beginnen.
Kritik von Konservativen – „Provinzialisierung“
Kritik kam aus dem konservativen Arbeitskreis ABC. Er hatte in einer Eingabe vor einer „weiteren Provinzialisierung und ökumenischen Isolierung“ gewarnt und betont, dass Partnerkirchen in Papua-Neuguinea und Tansania gleichgeschlechtliche Trauungen ablehnten.
Landesbischof Christian Kopp zeigte sich nach der Abstimmung beeindruckt vom Umgang der Beteiligten: „Wir sind sehr verschieden, aber wir finden immer wieder zusammen.“ Die Synode habe ein „Meisterstück“ vollbracht.
Regeln gelten für evangelischen Kirche in Bayern
Auch die Evangelische Jugend in Bayern begrüßte die Beschlüsse. Mit der „Trauung für alle“, der geplanten Aufarbeitung von Schuld und einem queer-sensibleren Umgang gehe die Kirche einen wichtigen Schritt in Richtung gelebter Vielfalt.
Die neuen Regelungen gelten landesweit innerhalb der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern.
Mit Informationen von epd