Kölsche Mundart in der Komödie im Bayerischen Hof in München, das ist selten, und ebenso selten sind dort so viele jüngere Zuschauer wie derzeit zu finden. Grund dafür: Tom Gerhardt, inzwischen 67, bekannt aus der Comedy-Serie „Hausmeister Krause – Ordnung muss sein“, die bis 2010 produziert wurde und immer noch regelmäßig wiederholt wird, steht in dem Stück „Du lebst nur zweimal“ abermals als liebenswert abschreckender Hausmeister auf der Bühne.
„Spießer auf allen politischen Seiten“
Der Schauspieler gegenüber dem BR: „Nachdem ich, als die Serie ausgelaufen war, dachte, naja, jetzt ist auch mal gut, da wurde ich vom Publikum her wirklich genötigt. Die haben mich so bequatscht, ‚Na, jetzt mach doch wieder was‘. Ich antwortete dann, ich dachte, ich könnte mal was anderes spielen: ‚Nein, wir wollen Krause sehen!'“
Um es vorweg zu sagen: Der vom Fernsehen bekannte Dackel Bodo spielt auch im Theaterstück mit, auf ganz besondere Art und Weise, aber unübersehbar. Immerhin sind Dackel die ganze Leidenschaft von Krause, so sehr, dass für seine Mitmenschen, einschließlich seiner Ehefrau Lisbeth (wunderbar lässig gespielt von Irene Schwarz) wenig Emotionen übrig bleiben.
Was macht den Erfolg dieses kleinkarierten, selbstgerechten Hausmeisters eigentlich aus, ist er in den Zeiten des „Facility Managements“ nicht aus der Zeit gefallen? Tom Gerhardt: „Es hat immer diese verspießerten Kleinbürgerlichen gegeben, und zwar auf allen Seiten, übrigens auch auf allen politischen Seiten. Ich sage mal, ob es jetzt ein verbitterter Kleinbürger ist, der total rechte Ansichten hat, oder ob es ein Woker ist, der das Spießertum von der anderen Seite her aufrollt und sich als progressiv gibt, aber in Wirklichkeit richtig reaktionär ist, weil er die Leute – auch wenn er das vielleicht gar nicht will – aufstachelt.“
„Das wäre ja auch fatal!“
Auch wenn die Hausmeister im grauen Kittel und mit Cord-Hut allmählich aussterben und von allerlei Netz-Dienstleistern abgelöst werden: Den unterwürfigen Ordnungsfanatiker wird es wohl immer geben. „Der Krause, der wird auch angenommen, weil er ein Archetyp ist“, so Gerhardt: „Es ist ein archaischer Charakter, und die Leute sehen schon natürlich auch mit Vergnügen, dass diese ganzen negativen Seiten, die man selber vielleicht ansatzweise hat, bei ihm besonders ausgeprägt sind. Man lacht sehr über Krause, aber man möchte jetzt nicht unbedingt so sein wie Krause, das wäre ja auch fatal!“
Tom Gerhardt wird von seinen Fans gefeiert für die von ihm mitgeschriebene Theaterfassung (Co-Autor ist Franz Krause, er heißt wirklich so). Gerhardt hat immerhin über die Sprachphilosophie des mittelalterlichen Denkers und Kardinals Nikolaus von Kues (1401-1464) seine Abschlussarbeit geschrieben, versteht also was von Stilmitteln. Und er ist ein Zeitgenosse, der sich über (vermeintliche) politische Korrektheit, also demonstrative „Wokeness“, aufregen kann – dann nämlich, wenn sie allzu fanatisch und unversöhnlich daherkommt.
„Bin wirklich mal von Hausmeister drangsaliert worden“
„Allein, wenn sie sagen, ‚böser, alter, weißer‘ Mann, da stecken doch direkt schon mal drei Diskriminierungen drin“, so Gerhardt: „Wenn ich die [aus der US-Bürgerrechtsbewegung stammende] ‚Critical race theory‘ ansehe, da sind natürlich auch gute Absichten dabei, aber wenn ich Rassismus auf den Kopf stelle und es von der anderen Seite her mache, bleibt es trotzdem Rassismus. Es ist eben so verbissen.“
Einen Tipp, wie mit aufdringlichen Hausmeistern umzugehen ist, hat Gerhardt auch parat: „Als ich in der Studentenbude war und ich wirklich mal von einem drangsaliert wurde, da habe ich das diplomatisch gemacht und so getan, als ob ich das alles einsehe. Ich weiß nicht, ob ich diese Geduld mein Leben lang durchgehalten hätte. Aber es gibt auch welche, die reagieren nicht auf Diplomatie, das muss man auch sehen.“
„Hausmeister Krause“, bis 8. Februar in der Komödie im Bayerischen Hof in München