„Hakenkreuz-Streit um Gabalier“, so titelte einst die Bild-Zeitung, als die Diskussion um Schlagersänger Andreas Gabalier in Deutschland gerade richtig aufflammte. Besonders heiß diskutiert wurde das Cover seines Albums „Volks’Rock’n’Roller“: Dort zeigt sich Gabalier mit angewinkelten Beinen und Armen. Die Haltung erinnert manche an ein Hakenkreuz. Im BR-Podcast „Gabalier – Hinter der Lederhose“ wurde jetzt erstmals der Fotograf des Cover-Motivs, Michael Mey, zur Entstehung des Fotos befragt.
Rechtsextreme starten „Gabalier-Kreuz-Challenge“
Das Cover schlug Wellen: Die rechte Organisation Pegida etwa rief damals zur „Gabalier-Kreuz-Challenge“ auf. Ihre Anhänger fotografierten sich immer wieder in Gabalier-Pose. Auch der Gründer und Kopf der deutschen Pegida, Lutz Bachmann, beteiligte sich mit einem Foto-Post auf Facebook. Darunter steht: „Was man nicht sagen oder malen kann, das macht man dann so….cool“.
Gabalier machte sich damals über die Challenge lustig, anstatt sich klar zu distanzieren. Er postete auf Facebook ein Selfie, auf dem er sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe tippt. In der anderen Hand hält er ein Schild, das sogenannte Rettungszeichen, das normalerweise über Notausgängen hängt. Es ist grün und zeigt eine weiße Tür, auf die ein Männchen zuläuft. Wenn man genauer hinsieht, fällt auf: Die Pose des Männchens ähnelt etwas der Pose von Andreas Gabalier auf dem Cover.
Gabalier reagiert mit fragwürdigem Facebook-Post
Gabalier forderte seine Fans auf: „Zeig dem Affentheater unter einem offiziellen Fluchtweg-Symbol mit deinem breitesten Grinsen den Vogel, und gewinne 100 x 2 Freikarten für die große Stadientour 2019.“ Seine Fans sollen ein Foto von sich selber machen – unter genau so einem Notausgang-Schild. Und dabei sollen sie den Vogel zeigen. Doch dabei bleibt es nicht. Er schreibt noch darunter: „Nachdem sich das Fluchtweg-Symbol in den vergangenen Jahrzehnten mit seiner versteckten Botschaft ganz offensichtlich zu sehr in unser Unterbewusstsein eingeschlichen hat, fordere ich hiermit das ENDE des bestehenden internationalen Fluchtweg-Männleins, und zugleich den ANFANG eines internationalen neuen Fluchtweg-Weibchens ohne versteckte Botschaft.“
Klare Worte gegen rechts sind das nicht. Und dann bringt er noch den Begriff „Fluchtweg-Weibchen“ ins Spiel – offenbar eine ironische Anspielung auf die Kritik an seinem teils rückwärtsgewandtem Frauenbild sowie seinen queerfeindlichen Äußerungen.
Gabaliers Fotograf: „Das war eine situative Hampelmann-Nummer“
Fotograf Michael Mey äußert sich im BR-Podcast erstmals gegenüber einem Medium und streitet jeden Zusammenhang mit einem Hakenkreuz-Symbol ab: „Das war eine situative Hampelmann-Nummer. Keiner hat sich hingestellt und gesagt: ‚Jetzt malen wir ein Motiv auf und das fotografieren wir ab‘.“ Er betont im Gespräch mit dem Podcast-Team, dass er als langjähriger Sozialdemokrat niemals bewusst ein Nazi-Symbol nachgestellt hätte.
Gabalier fühlt sich als Opfer: „Das ist bösartig“
Auch Andreas Gabalier hat für den Podcast in einem dreistündigen Interview Rede und Antwort gestanden und spricht über die vielen Kontroversen um seine Person und seine Musik, die ihm bei seinen Kritikern den Ruf eingebracht haben, mit Rechtspopulisten zu sympathisieren. Dazu gehören verächtliche Äußerungen über die queere Ikone Conchita Wurst, seine Weigerung, die österreichische Nationalhymne in der neuen, auch Frauen einschließenden Version zu singen, oder seine Lied-Texte, die oft rückwärtsgewandte Rollenklischees und Gesellschaftsbilder propagieren.
Im Podcast-Interview weist Andreas Gabalier die Vorwürfe scharf zurück und greift seine Kritiker an: „Das ist bösartig. Da soll gar keine Aufklärung her. Man will dieses Bild haben.“ Deshalb habe er irgendwann aufgehört, sich für etwas zu rechtfertigen, „was ich nicht verbrochen habe“.
„Gabalier – Hinter der Lederhose“ ist eine Zusammenarbeit des BR StoryTeams mit der Volontärs-Ausbildung des Bayerischen Rundfunks. Die vier Folgen erscheinen gleichzeitig am 7. Juli hier in der ARD Audiothek und wochenweise auf allen Podcast-Plattformen.