Über die DLD berichtet der KI Podcast am Sonntag, 19. Januar 2025, um 16.35 Uhr
„Wir stehen am Beginn eine Technik-Plutokratie“ konstatiert der New Yorker Wirtschaftsjournalist Matthew Bishop auf der diesjährigen Digital Live Design-Konferenz (DLD) mit Blick auf die USA kurz vor der Amtseinführung von Donald Trump zum 47. Präsident der USA am kommenden Montag.
Tech-Milliardär Musk fest an der Seite Trumps
Mit Elon Musk hatte Trump schon im Wahlkampf einen großen US-Wirtschaftsboss an seiner Seite. Nach der Regierungsübernahme soll Musk zusammen mit dem Unternehmer Vivek Ramaswamy dafür sorgen, die Kosten des Staatsapparats zu senken. Dazu sollen viele Regulierungen wegfallen, wodurch sich die Wirtschaft ungebremster entwickeln können soll.
Wachsender Einfluss der Wirtschaft
Damit würden die großen US-Konzerne noch schneller und weit größeren Einfluss in der Politik bekommen, als bereits heute, meint die ehemalige EU-Parlamentarierin Marietje Schaake und jetzige Politikdirektorin am Stanford University Cyber Policy Center. Die Tech-Konzerne würden den neu gewonnenen Einfluss dazu nutzen, „die demokratischen Institutionen zu verändern, die normalerweise dazu da sind, eine unabhängige Aufsicht zu gewährleisten.“
Redefreiheit – nur im Interesse der Wirtschaft
Die wachsende Macht der Firmen habe enorme Auswirkungen auf die amerikanische Gesellschaft, so Schaake. Schon in der Vergangenheit seien wirtschaftskritische Organisationen mit zum Teil absurden Vorwürfen vor Gericht gezerrt worden. Diejenigen, wie beispielsweise Elon Musk, die als Verteidiger der Redefreiheit aufträten, würden genau diese Redefreiheit ihren Kritikern nicht zugestehen. Es sei zu befürchten, dass das jetzt noch viel schlimmer werde.
Meta schwenkt in den USA auf Trump-Kurs
Ein Vorzeichen, wie sich die neue Politik auswirken können, sei, so meinen Kritiker, die 180-Grad Wende des Tech-Konzern Meta. Die Facebook-Konzern-Mutter will Faktenchecks durch entsprechende Dritt-Firmen einstellen. Auf der DLD25 verteidigte Ian Edwards von Meta diese Entscheidung: Man wolle Themen, die überall diskutiert würden, nicht von vornherein abblocken und die Nutzergemeinschaft darüber wachen lassen. Mit Blick auf die anwesenden Firmenvertreter versicherte Edwards zugleich, dass Werbekunden weiter die volle Kontrolle darüber hätten, in welchem Kontext ihre Werbung auf den Meta-Plattformen erscheine.
Auch Europa unter Druck
Die Veränderungen in den USA könnten sich aber auch auf Europa auswirken, sagt Marietje Schaake. Zwar sei Europa derzeit gegen den Einfluss der Techfirmen durch entsprechende Regularien und Gesetze einigermaßen gut geschützt. Doch der Druck steige. Durch mehr Investitionen müsse gegen eine Abhängigkeit von einigen wenigen US-Tech-Konzernen gearbeitet werden. Europa müsste autonomer und widerstandsfähiger gegen geopolitische Erschütterungen werden. Damit verwies Schaake auf drohende Zollauseinandersetzungen zwischen den USA einerseits und Europa oder China auf der anderen Seite.
„Europa, Ihr seid unsere letzte Hoffnung“
Einen größeren Zusammenhalt in Europa mahnte auf der DLD25 auch der bayerische Staatsminister Fabian Mehring an. „Unsere Wettbewerber sitzen nicht in Paris oder Helsinki“, sagt er. Europa müsse enger zusammenrücken, um die aktuelle Krise zu bewältigen. Und fast schon resigniert stellte der KI-Experte Gary Marcus aus New York in Bezug auf den wachsenden Einfluss der Wirtschaft auf die Gesellschaft fest: „Als Nordamerikaner sage ich: Europa, Ihr seid unsere letzte Hoffnung.“