In Baden-Württemberg herrscht momentan große Verwirrung in der Schulverwaltung. Man versucht nachzuvollziehen, wie es dazu kommen konnte, dass seit vielen Jahren weniger Lehrerinnen und Lehrer eingestellt wurden, als eigentlich vorgesehen war. Laut dem Kultusministerium in Stuttgart sind 1.440 solcher „Geisterstellen“ im Laufe vieler Jahre entstanden.
Vorfall sorgt auch in Bayern für Aufmerksamkeit
Das Problem ist, bisherigen Informationen zufolge, durch einen Fehler bei der Umstellung einer Personalplanungs-Software im Jahr 2005 entstanden. Seitdem sind vakante Posten, die durch Krankheit oder Ruhestand frei wurden, nicht mehr erkannt worden. Jahr für Jahr wurde die Lücke auf diese Weise größer. Vertreter aus Verbänden und Gewerkschaften in Baden-Württemberg kritisieren, dass das so lange Zeit niemandem aufgefallen ist, während Lehrerinnen und Lehrer Überstunden leisten mussten.
In Bayerns Lehrerverbänden wird gerade rege über die Software-Panne bei den Nachbarn diskutiert. Der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbandes, Michael Schwägerl, findet den Vorfall „mehr als unschön“. Über gut 1.400 plötzlichen auftauchende Lehrerstellen würde er sich zwar schon freuen. Momentan deutet seiner Ansicht nach allerdings nichts darauf hin, dass es in Bayern ein ähnliches Softwareproblem bei der Stellenplanung für das Lehrpersonal gibt. Wobei, so Schwägerl, der selbst Informatiklehrer ist, auch einräumt: „Programmierfehler sind nie ausgeschlossen.“
Ähnliche Datenbank in Bayern
Die eingesetzte Software in beiden Bundesländern ist nicht deckungsgleich. Allerdings gibt es eine Überschneidung. Jene Datenbank, in der unter anderem Schüler- und Lehrerzahlen registriert werden, wurde laut Verbands-Chef Schwägerl gemeinsam entwickelt. Bei den bayerischen Verbänden will das allerdings momentan niemand allzu hoch hängen.
„Wir wollen den Teufel nicht an die Wand malen“, betont die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, Simone Fleischmann. Anfang des neuen Schuljahres wolle man jedoch genau untersuchen, ob eine ähnliche Panne wie in Baden-Württemberg nicht auch in Bayern denkbar wäre. Dabei brächte es in Bayern laut Fleischmann gar nicht so viel, wenn man „Geisterstellen“ entdecken würde. Wegen des Lehrermangels könnte man die womöglich gar nicht besetzen.
Ministerium glaubt nicht an ähnliche Probleme
Auch wenn sich die Software für die Verwaltung der Schul-Prozesse in beiden Bundesländern teilweise ähnelt, es gibt es auch deutliche Unterschiede. So verwendet Bayern für die Besoldung der Lehrerinnen und Lehrer ein System mit dem Namen „Viva“. Baden-Württemberg arbeitet für die Personalverwaltung mit dem Programm „DIPSY“. Daniel Otto, Pressesprecher des bayerischen Kultusministeriums, betont die Unterschiede beider Systeme. Außerdem würden die im Staatshaushalt hinterlegten Stellen mit den zugewiesenen Stellen regelmäßig abgeglichen.