Wenn es um wichtige ökonomische Kennzahlen wie Wirtschaftsleistung, Einkommen oder Kaufkraft geht, ist Bayern seit vielen Jahren stets vorn mit dabei. Bei einer ganz entscheidenden Zahl ist der Freistaat aber keineswegs in der Spitzengruppe, nämlich bei der Höhe der gesetzlichen Renten.
Bayerns Renten unter westdeutschen Bundesländern auf vorletztem Platz
Zahlen, mit denen das Bundesarbeitsministerium auf eine Anfrage der Linken im Bundestag geantwortet hat, zeigen: Bayern steht bei den Renten zwar besser da als ostdeutsche Bundesländer. Im Vergleich zu westdeutschen Bundesländern rangiert der Freistaat mit im Schnitt 1.685 Euro Rente im Monat aber hinten. Niedriger liegt unter den Ländern der früheren Bundesrepublik nur Niedersachsen, mit einem Euro weniger.
Die Zahlen aus dem Bundesarbeitsministerium passen zu regelmäßigen Veröffentlichungen der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Bund. Auch dort liegt Bayern beim Ländervergleich unter den westdeutschen Ländern deutlich zurück. DRV-Zahlen aus dem aktuellen „Rentenatlas“ (externer Link) weisen für Bayern nach mindestens 35 Versicherungsjahren eine monatliche Rente von 1.617 Euro aus. Deutlich darüber liegen das Saarland und Nordrhein-Westfalen mit jeweils über 1.700 Euro Durchschnittsrente.
Gute Renten für Bergleute und Industriearbeiter
Dass Bundesländer, die heute als wirtschaftliche Problemfälle gelten, das wohlhabende Bayern bei der Rente überrunden, hat vor allem einen Grund: Die Renten von heute sind die Löhne von gestern und vorgestern. Die Rentenversicherung interpretiert die Zahlen aus dem Saarland und NRW so: „Früher arbeiteten hier viele Männer in gut bezahlten Jobs im Bergbau und erhalten daraus vergleichsweise hohe Renten.“
Das gilt aber nicht nur für Bergleute. Auch Industriearbeiter etwa in NRW haben sich in den 1960er bis 1990er Jahren oft höhere Rentenanwartschaften erarbeitet, als es vielen Beschäftigten in Bayern damals möglich war. Im Freistaat waren es in früheren Jahrzehnten weniger die Industrie- und High-Tech-Firmen, die Arbeitsplätze boten, vielmehr fanden viele Menschen Arbeit in Landwirtschaft, Handwerk und weniger gut bezahlten Dienstleistungsbereichen, in denen es schwerer war, Rentenpunkte zu sammeln.
Weil sich die Wirtschaftsstruktur inzwischen deutlich verändert hat, dürfte sich der Vorsprung der einstigen Industrie-Standorte Saarland und NRW bei der Rente in nächster Zeit verringern.
Gesetzliche Rente ist nicht alles
Der Blick auf die gesetzlichen Renten ist zudem nur ein Ausschnitt, wenn es darum geht, wie Ruheständler in Bayern insgesamt dastehen. Nach Daten des Statistischen Landesamtes bezieht mehr als ein Drittel der Rentnerinnen und Rentner Zahlungen aus der betrieblichen Altersversorgung oder Leistungen aus privaten Rentenversicherungen: 37,5 Prozent der Männer und 34,3 Prozent der Frauen.
Statistisch nicht genau erfasst ist auf Landesebene die Frage, welche Rolle weitere Einkünfte etwa aus Kapital oder vermieteten Immobilien für die wirtschaftliche Situation von Rentnern spielen, oder auch selbst genutztes Wohneigentum.
Diese Frage untersuchen Fachleute regelmäßig auf Bundesebene im Alterssicherungsbericht (externer Link), die aber nicht auf die verschiedenen Regionen Deutschlands runtergebrochen werden. Ein Kernergebnis lautet: Die gesetzliche Rente spielt zwar für viele Menschen eine zentrale Rolle, aber sie ist bei weitem nicht die einzige Maßzahl, um Aussagen über die wirtschaftliche Situation von Ruheständlern zu machen.