Die Zahl der Arbeitslosen in Bayern hat sich im Juni auf hohem Niveau eingependelt. Der aktuelle Monatsbericht der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit (BA) führt zum Stichtag Mitte Juni 305.707 Menschen in Bayern ohne Arbeit auf. Das sind geringfügig weniger als im Mai, nämlich 672. Die Quote bleibt unverändert bei 3,9 Prozent.
Keine Trendwende in Sicht
Nach den Worten von Markus Schmitz, Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, gibt es keine Entspannung auf dem bayerischen Arbeitsmarkt. „Der Rückenwind, den es für eine Trendwende bräuchte, bleibt weiter aus“, sagt Schmitz. Der so genannte „Investitionsbooster“ der Bundesregierung, der Unternehmen Steuererleichterungen und Abschreibungen bringen soll, wirke sich kurzfristig nicht auf den Arbeitsmarkt aus. Im Vergleich zum Juni vor einem Jahr ist die Zahl der Arbeitslosen in Bayern deutlich gestiegen, nämlich um 34.596. Bei der Quote ist das eine Steigerung um 0,4 Prozentpunkte.
Immer mehr Kurzarbeit in bayerischen Betrieben
Die Zahl der Beschäftigten in Kurzarbeit ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als die Hälfte angestiegen. Im März – das sind die neuesten verfügbaren Zahlen – befanden sich 56.608 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Kurzarbeit. Im Vergleich zum März vor einem Jahr ist das eine Steigerung um 60 Prozent. Von Kurzarbeit besonders betroffen sind laut Bundesagentur für Arbeit der Maschinenbau und die Metallverarbeitung in Bayern.
Arbeitslose haben es schwer, Job zu finden
Gesunken ist dagegen die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften. Im ersten Halbjahr wurden den bayerischen Arbeitsagenturen und Jobcentern knapp 124.000 neue offene Stellen gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein Rückgang um gut 10 Prozent. Die Unternehmen seien zurückhaltend bei der Einstellung von neuem Personal, sagt der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, Markus Schmitz. Wer jetzt arbeitslos sei, habe es schwer, eine neue Arbeit zu finden. Vor allem das verarbeitende Gewerbe, die Zeitarbeit und der Handel bauen derzeit Stellen ab. Im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im Öffentlichen Dienst steigt die Zahl der Beschäftigten dagegen weiter an.
Schwaben ist Spitzenreiter
Im Vergleich der bayerischen Regierungsbezirke nimmt Schwaben mit einer Quote von 3,5 Prozent den ersten Platz ein. Schwaben sei weniger abhängig von der kriselnden Automobil- und Zulieferindustrie als andere bayerische Regionen, so der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, Schmitz. Zwar geht auch in Schwaben die Zahl der neu gemeldeten offenen Stellen zurück, allerdings weniger stark als im Rest von Bayern. Auf dem zweiten Platz der Regierungsbezirke folgt die Oberpfalz mit einer Quote von 3,6 Prozent. Niederbayern belegt mit 3,7 Prozent Arbeitslosenquote den dritten Platz. Oberbayern und Unterfranken liegen mit 3,9 Prozent genau im bayerischen Schnitt. Überdurchschnittlich hoch ist die Quote in Oberfranken (4,2 Prozent) und in Mittelfranken (4,6 Prozent).
Nürnberg kämpft mit strukturellen Problemen
Vor allem Nürnberg leidet laut Schmitz unter dem Stellenabbau bei den Automobilzulieferern und im Callcenter-Bereich. Gleichzeitig gibt es in Bayerns zweitgrößter Stadt besonders viele Arbeitslose, die gering qualifiziert sind und ihre Sprachkenntnisse verbessern müssen. Sie sind besonders schwer in Arbeit zu vermitteln. Nürnberg weist zusammen mit der Stadt Aschaffenburg die höchste Arbeitslosenquote unter den bayerischen Städten und Landkreisen auf. Sie liegt bei jeweils 7,4 Prozent. Die Stadt Schweinfurt, die lange Zeit Schlusslicht in Bayern war, verzeichnet aktuell eine Quote von 7,2 Prozent. Zwei weitere fränkische Städte haben eine Arbeitslosenquote von über sieben Prozent: In Hof liegt die Quote bei 7,3 Prozent, in Coburg bei 7,2 Prozent.
Zwei Landkreise mit 2,3 Prozent Spitzenreiter
Den Spitzenplatz teilen sich zwei Landkreise, nämlich der Landkreis Bad Tölz–Wolfratshausen und der Landkreis Donau-Ries. Beide haben aktuell eine Arbeitslosenquote von jeweils 2,3 Prozent, was nach der Definition der Arbeitsmarktexperten Vollbeschäftigung entspricht. Knapp dahinter liegen die Landkreise Günzburg, Unterallgäu und Roth mit jeweils 2,4 Prozent sowie der Landkreis Main-Spessart mit 2,5 Prozent.