Vor acht Jahren ist die gefeierte US-Burgerkette Five Guys auch nach Deutschland gekommen. Der Hype war groß und die Schlangen vor den neu eröffneten Lokalen teilweise lang. Das Konzept Burger-Fast-Food in einem etwas hochwertigeren Marktsegment zu positionieren schien erfolgversprechend. Auch andere Gastronomen setzen darauf.
Five Guys sieht sich in Deutschland im Bestand gefährdet
Finanziell aufgegangen ist das Konzept bei Five Guys in Deutschland aber bislang nicht. Die Nische passt möglicherweise nicht gut zur Nachfrage. Die Kette sitzt mit ihrem Konzept zwischen allen Stühlen und macht Verlust. Und im November kommenden Jahres läuft eine Garantie der europäischen Eigentümergesellschaft Five Guys European Holdings Limited (London) aus, die bis dahin zugesagt hat, die deutsche Tochter finanziell nicht hängenzulassen.
Im gerade veröffentlichten Geschäftsbericht für 2023 heißt es, Five Guys Deutschland sei „bilanziell überschuldet“. Das bedeutet: Ohne die Garantie aus London müsste eigentlich Insolvenz angemeldet werden. Rund 60 Millionen Euro Verlust haben die 35 deutschen Filialen bis 2023 erwirtschaftet, 7,5 Millionen allein im Jahr 2023. In Bayern hat die Kette fünf Standorte: vier in München und einen in Nürnberg.
Auch für 2024 wird laut dem 2023er-Bericht ein negatives Eigenkapital erwartet. 2025 ist demnach ebenfalls ein negatives Jahresergebnis geplant. Deshalb heißt es in dem Bericht auch ausdrücklich, dass wegen der angespannten finanziellen Lage eine „Bestandgefährdung“ des Unternehmens vorliege.
Five Guys kann nicht von Boom der Systemgastronomie profitieren
Vom allgemeinen Aufwärtstrend in der Systemgastronomie und im Fast-Food-Bereich kann Five-Guys also nicht profitieren. Dem Marktforschungsunternehmen Circana zufolge, das dem Handelsblatt Daten für einige Statistiken lieferte, legte der Umsatz im Fast-Food-Bereich der deutschen Gastronomie zwischen 2019 und 2024 um mehr als die Hälfte zu. Zwischen 2017 und 2024 nahm der Anteil der Systemgastronomie an der gesamten Gastronomie von 36 auf 56 Prozent zu.
Nach der Corona-Pandemie und dem Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine hatte sich die Lage für die Gastronomie nach und nach deutlich verändert, so Jochen Pinsker, Senior Vice President von Circana, im Gespräch mit BR24. Die Kosten für die Gastronomen stiegen, konnten aber nicht voll auf die Gäste umgelegt werden. Die hielten sich beim Geldausgeben darüber hinaus aber sowieso zurück.
Für Unternehmen in der Nische „Fast-Casual“, also etwas höherwertiger als reines Fast-Food, wurden die Zeiten schwierig. „Eine belastende und herausfordernde Zeit“, so Prinster. Auch wenn sich einige Betriebe in der Nische weiterhin erfolgreich halten können.
Preis-Leistungs-Verhältnis bei Five Guys geht nicht auf
Five Guys will mit seinen Lokalen zwar vergleichsweise hohe Preise erzielen – rund 20 Euro für ein Burgermenü. Im Gegensatz zu anderen Lokalen spart die Kette in dem Preissegment aber beim Personal und setzt auf Selbstbedienung und wenig Erlebnis und Ambiente beim Restaurantbesuch. Das kommt laut etlichen Online-Bewertungen nicht so gut an.
Auch die Geschäftsstrategie dahinter geht bislang nicht auf. Ähnlich wie im Tech-Sektor wollte man zuerst schnell ins Geschäft kommen, viele Filialen eröffnen und später erst Gewinn machen. Branchenbeobachter gehen aber davon aus, dass das in der Gastrobranche schwierig ist. Wachstum lässt sich im realen Filialbetrieb nicht so leicht skalieren, wie bei technischen Unternehmen oder im Online-Bereich.
Trotzdem widerspricht Five Guys Deutschland in seinem Geschäftsbericht gleich selbst der Einschätzung „Bestandsgefährdung“, in dem das Unternehmen schreibt: „Durch die steigende Bekanntheit der Marke in Deutschland […] sehen [wir] Potenzial, unser Wachstum über Neueröffnungen weiter zu beschleunigen.“ Bislang hat das Unternehmen 35 Filialen in Deutschland, vier davon in München und eine in Nürnberg.
Europäische Five Guys-Mutter soll teilweise verkauft werden
Der europäische Miteigentümer, die Investmentgesellschaft des britischen Milliardärs Charles Dunston, Freston Ventures, scheint sich mittlerweile auch von seinen Anteilen an Five Guys wieder trennen zu wollen. Sky News zufolge hat Freston Goldman Sachs damit beauftragt, einen Käufer zu finden. Freston hält zusammen mit der US-Mutter-Gesellschaft die Anteile am europäischen Betrieb von Five Guys.
Der Milliardär hatte Five Guys 2013 nach Großbritannien gebracht – der ersten Station außerhalb der USA. Europaweit hat das Unternehmen mittlerweile rund 300 Filialen. Weltweit sind es über 2.000. Gegründet wurde Five Guys 1986 in den USA von der Familie Murrell.

