Viele Branchen klagen über Fachkräftemangel. Zugleich gehen in Deutschland immer weniger junge Erwachsene einer Beschäftigung nach. Das zeigen aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA). Ein Experte erklärt, woran das liegen könnte.
Viele Firmen verzichten auf neue Arbeitskräfte
Demnach waren im März genau 271.012 Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet, das entspricht einer Quote von 5,6 Prozent. Für die Forscher des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ein alarmierender Wert. „Die Jugendarbeitslosigkeit ist seit 2022 um 40 Prozent gestiegen – fast doppelt so stark wie die Arbeitslosigkeit insgesamt“, sagt IW-Experte Holger Schäfer im Interview mit der „Welt am Sonntag“ (externer Link, möglicherweise Bezahlschranke).
Der Anstieg kam laut dem Ökonomen aber nicht durch Entlassungen zustande. Vielmehr hielten sich die Betriebe mit Einstellungen zurück. Beim IW, aber auch bei anderen Forschungsinstituten, geht man davon aus, dass die Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf sogar noch weiter steigen wird.
Oft fehlt es an der passenden Ausbildung
Aber wieso stellen die Unternehmen nicht mehr Personal ein? Das Institut der deutschen Wirtschaft sieht im Gespräch mit der „Welt am Sonntag“ vor allem mangelnde Qualifikation als Hauptgrund. Fast drei Millionen Menschen unter 34 Jahren in Deutschland haben keine Ausbildung. Menschen mit Migrationshintergrund sind in dieser Gruppe laut Bundesbildungsbericht (externer Link) überrepräsentiert.
Dabei gibt es seit Jahren ein Überangebot auf dem Ausbildungsmarkt. Im aktuellen Ausbildungsjahr kamen laut BA auf 397.000 Plätze nur 294.000 Bewerber. Dass viele Jugendliche ohne Lehrstelle bleiben, liege an zunehmenden „Passungsproblemen“ und „Vermittlungshemmnissen“, wie es beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) heißt. Neben unzureichender Bildung und Sprachdifferenzen spielen große Distanzen vom Wohnort zum Betrieb und auch die notorische Unbeliebtheit einiger Ausbildungsberufe dabei eine Rolle.