Lucia (27) hat einen Job, der gefährlicher ist, als viele denken. Nicht Raubtiere, sondern Huftiere wie Kamele sorgen für die meisten Unfälle im Zoo. Fühlen sie sich bedroht, schlagen sie mit voller Kraft und ohne Vorwarnung aus. Im Tierpark Hellabrunn in München kümmert sich Lucia als Zootierpflegerin genau um solche Tiere. Ihre größten Schützlinge bringen bis zu einer Tonne auf die Waage. Insgesamt betreut sie 57 Tiere, darunter auch Vogelstrauße, Hirsche, Pferde und Zwergziegen.
Der Großteil ihres Arbeitstags, rund 80 Prozent, besteht aus Reinigungsarbeiten. Nur etwa 20 Prozent entfallen auf die direkte Arbeit mit den Tieren: füttern, trainieren, beobachten. Dabei achtet Lucia genau auf das Verhalten ihrer Tiere, um frühzeitig Krankheiten oder Veränderungen zu erkennen. Das Training dient dem Schutz der Tiere: Sie sollen beispielsweise bei Gesundheitskontrollen nicht in Panik geraten, sondern die Abläufe kennen.
Ausbildung zur Tierpflegerin
Um Zootierpflegerin zu werden, muss man eine dreijährige Ausbildung absolvieren. Voraussetzung ist in der Regel die Mittlere Reife. Gelernt wird sowohl im Zoo als auch in der Berufsschule. Dabei durchlaufen die Auszubildenden verschiedene Tierbereiche und lernen alles rund um Haltung, Pflege, Ernährung und Zucht. Im Münchner Tierpark Hellabrunn bekommen Auszubildende im ersten Lehrjahr 1.293 Euro monatlich. Dazu kommen München-Zulage und Fahrtkostenzuschuss. Lucia kam damit auf etwa 1.500 Euro im Monat.
Lucia kann sich in ihrem Beruf weiterqualifizieren, etwa zur Teamleiterin oder Zootierpflegemeisterin. Inzwischen übernimmt sie im Tierpark zusätzlich das Training von Tieren und betreut Kollegen bei dieser Aufgabe. Dafür erhält sie zusätzlich zu ihrem bisherigen Gehalt einen monatlichen Zuschlag von 200 Euro.
Wie sich ein Zoo finanziert
Damit Zoos ihre Aufgaben überhaupt erfüllen können, braucht es nicht nur engagiertes Personal, sondern auch Geld. Zum Beispiel für Energie, Tierarzt, Futter, Gebäudereinigung und Personal. Diese laufenden Kosten seien in den letzten Jahren gestiegen, so der Verband der Zoologischen Tiergärten. Fast alle Zoos im Verband haben deshalb die Eintrittspreise erhöht.
Im Tierpark Hellabrunn kostet ein Ticket für Erwachsene aktuell 20 Euro, Kinder zahlen acht Euro. Wer öfter kommt, kann eine Jahreskarte kaufen. Doch selbst bei über zwei Millionen Besucherinnen und Besuchern pro Jahr reichen die Eintrittsgelder nicht aus, um alle Kosten zu decken. 2023 lag der Jahresfehlbetrag bei über 500.000 Euro.
Der Tierpark ist deshalb auf öffentliche Unterstützung angewiesen. Pro Besuch wird ein städtischer Zuschuss gezahlt. Auch Spenden, Tierpatenschaften und Sponsoring durch Unternehmen tragen zur Finanzierung bei, etwa für Artenschutzprogramme oder neue Gehege.
So viel verdient Lucia im Zoo
Lucia arbeitet 30 Stunden pro Woche. Bezahlt wird sie nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD), Entgeltgruppe 6, Stufe 3. Das entspricht einem Grundgehalt von rund 2.595 Euro brutto bei 30 Stunden im Monat. Zusätzlich bekommt sie die München-Zulage, eine Erschwerniszulage, Fahrtkostenzuschuss und Weihnachtsgeld.
Zum Vergleich: Das Mediangehalt für Vollzeit liegt laut Entgeltatlas der Agentur für Arbeit bei 2.723 Euro brutto. Hochgerechnet auf eine Vollzeitstelle liegt Lucias Einkommen deutlich über dem Median.