Vier Unternehmen aus dem Aktienleitindex DAX werden von Frauen als Vorstandsvorsitzende geleitet (Stand April 2025). Das sind der Pharma- und Technologiekonzern Merck, die Commerzbank, der Lkw-Hersteller Daimler Truck sowie der Medizin-Technik-Konzern Fresenius Medical Care. Damit wird also kein bayerisches DAX-Unternehmen von einer Frau geführt.
Immerhin ist der Anteil der Managerinnen im DAX am höchsten: Im Top-Index ist erstmals knapp mehr als jedes vierte Vorstandsmitglied eine Frau (26 Prozent), wie eine Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (externer Link) ergeben hat.
Im Zehn-Jahres-Vergleich wird der Anstieg besonders deutlich: Im Januar 2015 saßen gerade einmal 25 Managerinnen in den Vorständen von Deutschlands Top-160-Dax-Unternehmen, aus DAX, MDAX und SDAX.
Druck aus der Politik für mehr Frauen in Vorständen
Vor knapp zehn Jahren hatte die damalige Bundesregierung gesetzliche Änderungen auf den Weg gebracht, die den Frauenanteil in Führungspositionen erhöhen sollten. Das Zweite Führungspositionengesetz (FüPoG II) entwickelte anschließend das 2015 in Kraft getretene FüPoG weiter. Eine zentrale Neuerung: Ein Mindestbeteiligungsgebot von einer Frau gilt für Vorstände mit mehr als drei Mitgliedern von börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen.
EU-Führungspositionen-Richtlinie zur Frauenförderung
Ziel einer EU-Richtlinie ist es, den Frauenanteil bis Ende 2026 in den Leitungsorganen börsennotierter Gesellschaften in der EU wesentlich zu erhöhen. Vorgesehen ist das Ziel, 40 Prozent Frauen in Aufsichtsräten oder 33 Prozent in Aufsichtsräten und Vorständen zu erreichen.
Mitgliedstaaten, in denen bereits ebenso wirksame Maßnahmen ergriffen wurden, sind von den Regelungen ausgenommen. Somit fällt für Deutschland kein Umsetzungsbedarf an, da mit dem Zweiten Führungspositionengesetz (FüPoG II) bereits umfangreiche Maßnahmen gelten.
Frauen im Vorstand bayerischer DAX-Konzerne
Neun Firmen aus Bayern finden sich im Aktienleitindex DAX. Davon haben Adidas, BMW und Infineon jeweils eine Frau im Vorstand. Zwei Frauen sind es bei MTU Aero Engines, Münchner Rück, Siemens, Siemens Energy, Siemens Healthineers. Bei der Allianz finden sich vier Frauen im Vorstand.
Siemens Energy zufolge hat die Einführung der Quotenregelung Impulse gesetzt. Vielfalt im Denken mache besser, unterschiedliche Perspektiven seien bereichernd, heißt es.
Der Chiphersteller Infineon hat sich das globale Ziel gesetzt, bis 2030 20 Prozent aller Führungspositionen mit Frauen zu besetzen. Die Münchner möchten außerdem Frauen in MINT-Berufen und der Halbleiterbranche generell fördern. Unter anderem engagiert sich der Konzern bei der Initiative Bayerns Frauen in Digitalberufen (BayFiD).
MTU Aero Engines und Adidas wollen ebenso mehr Frauen in Führungspositionen
Auch der Triebwerkhersteller MTU Aero Engines will mehr Frauen begeistern und anziehen – „wenngleich die Luftfahrt durch zahlreiche technische – und damit oftmals männlich dominierte – Berufsbilder geprägt ist“. Ab Juli dieses Jahres wird der dann vierköpfige Vorstand paritätisch ausgeglichen mit zwei Frauen und zwei Männern besetzt sein.
Ähnlich wie beim fränkischen Sportartikelhersteller Adidas ist bei MTU die Verbindlichkeit in Sachen Frauenanteil an die Vergütung des Managements geknüpft. Adidas will den Anteil von Frauen in Führungspositionen weltweit bis 2033 auf ein ausgewogenes Verhältnis von 50 Prozent erhöhen. Im vergangenen Jahr lag der Anteil bei 41 Prozent.
Expertinnen: Lob für Frauenförderung der Konzerne – aber nicht locker lassen
Für die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien divers aufgestellte Führungsgremien ein positives Signal – auch weil sich eine diverse Belegschaft besser reflektiert und repräsentiert fühle, so Ev Bangemann, Leiterin des Bereichs Climate Change & Sustainability Services bei EY in Deutschland. Sie mahnt aber auch an: „Quoten allein reichen nicht aus, es braucht nachhaltige Maßnahmen, die früher ansetzen, wie beispielsweise Sponsoringprogramme oder Beförderungen in Eltern- oder Teilzeit.“ Das zeige, dass die Unternehmen hinter ihren weiblichen Führungskräften stünden und auf sie setzten.
Anja Seng, Präsidentin der Organisation Frauen in die Aufsichtsräte (Fidar) wertet die Quote nach zehn Jahren als Erfolg – hält aber auch fest: Der Druck müsse aufrechterhalten und die gesetzlichen Regelungen auf mehr Unternehmen ausgeweitet werden.