Mehr als ein Drittel aller Vollzeitbeschäftigten in Bayern verdient brutto weniger als 3.500 Euro. Dies geht aus einer Antwort des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales auf eine Anfrage des Linken-Politikers Dietmar Bartsch hervor. Demnach verdienten zum Stichtag an Silvester 2023 exakt 17,8 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten im Freistaat weniger als 2.750 Euro. Unter 3.500 Euro verdienten – die niedrigere Einkommensgruppe eingeschlossen – 38 Prozent. In Summe waren dies 3,85 Millionen Menschen.
Einkommensverteilung in Bayern etwas besser als im West-Schnitt
Bayern steht damit nur etwas besser als der Durchschnitt in Westdeutschland da: Mit 38,9 Prozent verdienen hier etwas mehr Vollzeitbeschäftigte weniger als 3.500 Euro. Einkommens-Spitzenreiter unter den Flächenländern ist Baden-Württemberg mit 33,6 Prozent. Dieser Wert wird noch übertroffen vom Stadtstaat Hamburg mit 31,7 Prozent.
Der westdeutsche Schnitt für Vollzeitbeschäftigte mit einem Entgelt von unter 2.750 Euro liegt bei 18,9 Prozent. Auch hier haben Hamburg (15,4 Prozent) und Baden-Württemberg (15,8 Prozent) die Nase vorn und Bayern liegt etwas besser.
In Ostdeutschland liegen 54,4 Prozent unter 3.500 Euro
In Ostdeutschland ist die Situation – mit Ausnahme der Hauptstadt Berlin (wie Bayern 38,0 Prozent) –noch einmal gänzlich anders, es gibt ein massives West-Ost-Gefälle: In den ostdeutschen Bundesländern verdienten 54,4 Prozent weniger als 3.500 Euro brutto, also mehr als jeder Zweite. 30,4 Prozent der Vollzeitbeschäftigten und damit ein knappes Drittel bekamen sogar weniger als 2.750 Euro pro Monat.
Bundesweit jeder Fünfte unter 2.750 Euro
Die deutlich niedrigeren ostdeutschen Werte ziehen den gesamtdeutschen Schnitt nach unten: Bundesweit verdienten Ende 2023 20,9 Prozent, also gut jeder und jede fünfte Vollzeitbeschäftigte unter 2.750 Euro, das sind rund 4,6 Millionen Menschen, und 41,6 Prozent oder 9,2 Millionen unter 3.500 Euro. Die Statistik umfasst alle Arbeitnehmer der sogenannten Kerngruppe mit 22,18 Millionen sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten.
Bartsch sieht „Versagen der sozialen Marktwirtschaft“
Aus Sicht von Fragesteller Dietmar Bartsch machen die Zahlen klar, dass Deutschland anders als oft von der Wirtschaft behauptet „kein Hochlohnland“ sei, sondern dass es vielmehr „ein millionenfaches Lohnproblem“ gebe. Bei hohen Mietkosten und gestiegenen Preisen für Lebensmittel und Energie sei es für Millionen Menschen eine Herausforderung, den Alltag finanziell zu stemmen. Dies sei ein „Versagen der sozialen Marktwirtschaft“, so Bartsch. Der schwarz-roten Regierung warf der Linken-Politiker vor, keinen Mindestlohn von 15 Euro festgeschrieben zu haben.
Geringe Löhne als „Garantie“ für Altersarmut?
Für die Betroffenen haben die Löhne im unteren Segment nach Einschätzung von Bartsch schwerwiegende Folgen. Löhne unter 3.500 Euro seien „faktisch eine Garantie für Renten auf Armutsniveau“. In Deutschland galt eine Person zuletzt als armutsgefährdet, wenn sie mit ihrem Nettoeinkommen unter 1.378 Euro im Monat liegt.
Wie viele Menschen aktuell mit ihrer gesetzlichen Rente niedriger liegen, hatte Bartsch bereits abgefragt. Unter 1.300 Euro Rente erhielt demnach Ende 2024 mehr als jeder Vierte mit mindestens 45 Versicherungsjahren. Allerdings macht die gesetzliche Rente laut Alterssicherungsbericht nur 53 Prozent der Bruttoeinkommen der Ab-65-Jährigen aus. Hinzu kommen Betriebsrenten, weiteres Erwerbseinkommen, private Vorsorge sowie Transferleistungen.
Mit Informationen von dpa