Zum Tag der Arbeit am heutigen 1. Mai hat Bayerns DGB-Chef Bernhard Stiedl davor gewarnt, angesichts der Konjunkturkrise an der Lohnschraube zu drehen. „Wir brauchen gute Produkte, um auf dem Weltmarkt zu bestehen. Die bekommt man nicht, wenn man niedrige Löhne zahlt, weil dann bekommt man keine qualifizierten Leute. Bayern ist kein Niedriglohnland, sondern wir müssen besser sein statt billiger“, sagte Stiedl dem Bayerischen Rundfunk.
Gewerkschaften fordern mehr Investitionen
Was Bayerns Wirtschaft aus Sicht der Gewerkschaften dringend braucht, sind Investitionen. Hier sieht der DGB auch den Freistaat in der Pflicht. Der soll aus dem Sonderpaket des Bundes etwa 16 Milliarden Euro erhalten. Laut Berechnungen des bayerischen DGB braucht es aber 22 Milliarden, um die Infrastruktur wieder flottzumachen. Bayern müsse hier nachlegen.
Erneut sprechen sich die Gewerkschaften für ein Tariftreuegesetz im Freistaat aus. Das kommt laut Koalitionsvertrag auf Bundesebene. Auch der Freistaat sollte das endlich umsetzen, fordert Stiedl.
Zentrale Kundgebung in Würzburg
Unter dem gemeinsamen Motto „Mach Dich stark mit uns“ haben die Gewerkschaften im Freistaat zu insgesamt 80 Kundgebungen eingeladen. Stiedl spricht auf der zentralen Veranstaltung in Würzburg, IG-Metall-Bezirksleiter Horst Ott tritt in Passau auf. In Ingolstadt ist Verdi-Chef Frank Wernecke zu Gast und auf dem Marienplatz in München der Vorsitzende der IG BAU, Robert Feiger.
Eines trübt die Stimmung bei den Kundgebungen: der Anschlag im Februar auf einen Demonstrationszug von Verdi in München, bei dem eine Mutter und ihr Kind starben. Das Sicherheitskonzept für den 1. Mai wurde entsprechend angepasst, Kundgebungen aber nicht abgesagt, heißt es vom DGB auf Nachfrage.
Zahl der Mitglieder bei Gewerkschaften stagniert
Als Gewerkschaftsmitglied bei einer Kundgebung am Tag der Arbeit dabei zu sein, ist nicht Pflicht. Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer könnte aus Sicht der Gewerkschaften höher sein. Die Zahl der Mitglieder auch: In Bayern sind knapp 800.000 bei einer Einzelgewerkschaft des DGB organisiert – von fast sechs Millionen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten.
Auch der DGB hat ein Problem mit der Demografie. Nicht alle Babyboomer, die demnächst in Rente gehen, bleiben Mitglied. Und Jüngere, die eintreten könnten, gibt es von Jahr zu Jahr weniger. Zudem teilen Gewerkschaften das Schicksal vieler Großorganisationen: eine Mitgliedschaft kostet und ist nicht gerade beliebt.
Aber mit einem können sie auch punkten: Immer noch mehr als die Hälfte der Deutschen glaubt laut Umfragen, dass es die Gewerkschaften in Deutschland braucht.