Sanierungsplan: Verkauf von Beteiligungen und Standortschließungen
Dadurch will das Unternehmen mit Stammsitz in München die Schuldenlast um vier Milliarden Euro reduzieren. Übrigbleiben soll eine stark geschrumpfte BayWa, die zu ihren Ursprüngen zurückkehrt: „Man hat in der Vergangenheit eher das Kerngeschäft vernachlässigt. Wir wollen das wieder zurückdrehen, wir wollen uns fokussieren auf die Landwirtschaft“, macht Hiller klar.
Die BayWa ist noch immer der größte Agrarhändler in Bayern. Diese Marktmacht will der Konzern nutzen. Das Unternehmen habe ein flächendeckendes Netz an Standorten in Süd- und Ostdeutschland. Das sei ein großer Vorteil, so der neue BayWa-Chef. „Da wollen wir mehr im Netzwerk agieren und insbesondere Themen wie Einkauf, Logistik stärker zusammenlegen und die Stärke ausspielen“, erläutert Hiller.
Unrentable Standorte will die BayWa allerdings schließen. Bis Ende des Jahres sollen insgesamt 26 Lagerhäuser dicht gemacht werden. Die traditionell geringen Gewinnmargen im Agrargeschäft sollen dadurch deutlich steigen.
Durchwachsene Geschäftsaussichten in den Bereichen Technik, Energie und Bau
Beibehalten wird die BayWa ihrem Sanierungsplan zufolge die Geschäftsbereiche Technik, Energie und Baustoffe. Zur Technik gehören im Wesentlichen der Verkauf von Landmaschinen sowie Service- und Werkstattleistungen. Hier liefen die Geschäfte auch im vergangenen Krisenjahr gut.
Anders die Entwicklung im Bereich Bau: Die schlechte Baukonjunktur sorgte zuletzt für sinkende Umsätze und Gewinne. Doch das könnte sich ändern. Dem Sanierungsgutachten zufolge rechnen die Experten mit einer anziehenden Konjunktur. Und davon könnte die BayWa profitieren, weil sie als Baustoffhändler in einer „starken Marktposition“ sei.
Herausfordernd könnte die Zukunft der Energiesparte werden. Da die BayWa ihre Erneuerbare-Energien-Tochter BayWa r.e., die vor allem Solar- und Windparks entwickelt, verkaufen will, bleibt bei ihr vor allem das traditionelle Geschäft mit fossilen Brennstoffen wie Heizöl und Holzpellets. Hier geht das Sanierungsgutachten von einem weiter sinkenden Marktvolumen aus. Die „langfristigen Aussichten“ der Sparte seien „ungünstig“.
Die ersten Schritte zur Sanierung sind mit dem Verkauf von Beteiligungen, Standortschließungen und dem Abbau von Personal bereits erfolgt. Vorstandschef Hiller stellt zufrieden fest: „Wir haben die ersten Stationen gut gemeistert.“ Ein anderer BayWa-Manager, der ebenfalls anonym bleiben will, zeichnet ein durchwachsenes Bild, zum Beispiel mit Blick auf die Konzernzentrale: „Wenn man da jetzt reingeht, und man spricht mit Kollegen, da geht es bloß um ein Thema: Wie geht es weiter? Wann werde ich gekündigt? Da sind noch Leute da, aber die arbeiten nicht alle, weil dieses Thema alles überlagert.“
Langjährige Wirtschaftsprüfer von PwC werden ausgewechselt
Neu orientieren will sich die BayWa auch bei ihrem langjährigen Bilanzprüfer PwC. „Wir werden im nächsten Geschäftsjahr die Wirtschaftsprüfungsleistung neu ausschreiben. Die Intention ist, alles nochmal auf den Prüfstand zu stellen. Nach so einer Krise ist es geboten, Änderungen herbeizuführen“, begründet Vorstandschef Hiller diese Entscheidung.
Die Krise bei der BayWa hat sowohl die Wirtschaftsprüfer-Aufsicht APAS hinsichtlich der Arbeit von PwC auf den Plan gerufen als auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Mitte November teilte die BaFin mit, es gebe „konkrete Anhaltspunkte“ für fehlerhafte Darstellungen der Finanzlage, der Konzernfinanzierung sowie der Darstellung der Risikomanagementziele im Abschluss und Lagebericht 2023. Ergebnisse der Prüfungen stehen noch aus.
Mehr zu diesem Thema gibt es am Mittwoch, 16.07.25, ab 12.17 Uhr auf BR24 in der Sendung „Funkstreifzug“ und am Donnerstag, 17.07.25, ab 19.00 Uhr im BR Fernsehen in der Sendung „mehr/wert“.