Die „Milchmädchenrechnung“ der Trump-Regierung
BR24: Warum ist Trumps Wirtschaftskonzept unrealistisch?
Jäger: Für Trump geht es mit den Zöllen darum, eine völlig andere Politik aufzulegen, die in sich allerdings überhaupt nicht stimmig ist. Die Vorstellung, die er hat: Wir erheben Zölle, und dann wird in den USA investiert, hier wird die Industrie wieder angesiedelt. Das ist nun wirklich eine Milchmädchenrechnung, und zwar aus zwei Gründen. Der erste Grund ist: So schnell werden keine Fabriken gebaut, so schnell wird Produktion nicht verlagert. Das dauert, wenn überhaupt, Jahre. Wenn jetzt etwa Autobauer ankündigen, wir werden eine Fabrik in den USA bauen, dann beginnt die Produktion in drei oder vier Jahren – das geht schon weit über Trumps Amtszeit hinaus.
Zum anderen müssen Unternehmen jetzt kalkulieren: Was heißt das eigentlich für uns, in den USA zu produzieren? Wann werden welche Vorprodukte mit Zöllen belegt? Bringt das etwas, wenn die Zölle möglicherweise von der nächsten Regierung direkt wieder zurückgenommen werden? Hier ist ein Maß von Unsicherheit drin, das dagegenspricht, dass Trumps Kalkulation aufgeht.
Vom Handelskrieg zu politischem Druck
BR24: Was könnte auf Deutschland zukommen, wenn sich der Konflikt zuspitzt?
Jäger: Auf Deutschland kommen erstmal Zölle zu, die werden zu höheren Preisen in den Vereinigten Staaten führen – ein wichtiger Absatzmarkt für viele deutsche Unternehmen – und dann mutmaßlich dazu führen, dass der Absatz zurückgeht. Deutsche Unternehmen, etwa die Automobilindustrie, sind ja auch in Mexiko und sind davon schon betroffen, wenn Mexiko mit Zöllen belegt wird.
Die politischen Auswirkungen gehen darüber hinaus. Trump könnte versucht sein zu sagen: „Wir ziehen die andere Karte. Ihr habt uns bei der Gewährleistung von Sicherheit die ganze Zeit ausgenommen. Ihr seid auch noch Trittbrett gefahren, indem wir für eure Sicherheit gesorgt haben. Das fahren wir jetzt völlig zurück.“
BR24: Wer wird in diesem Wirtschaftskrieg zuerst nachgeben müssen?
Jäger: Alle werden heulen. Es trifft alle gleichermaßen. Die Vorstellung, die Trump hat – man geht durch eine Phase, die ruppig ist, und dann wird es in jedem Fall besser, schon in wenigen Monaten – ist einfach aus der Luft gegriffen. Es ist falsch, es wird alle miteinander treffen. Das Problem ist: Nicht zu erwarten ist, dass man im Weißen Haus irgendwann zur Einsicht kommt.
BR24: Danke für das Gespräch.