Der Absturz an den Börsen hat nicht nur negative Seiten: Statt Aktien werden jetzt vermehrt Anleihen gekauft. Und das beeinflusst die Zinsen am Kapitalmarkt, die dadurch sinken. Für Baufinanzierungen sind dadurch gute Nachrichten zu erwarten.
Höhere Zinsen für zusätzliche Schulden des Bunds
Noch im März waren die Zinsen für Baufinanzierungen sprunghaft gestiegen: bei Laufzeiten von zehn Jahren um etwa einen halben Prozentpunkt auf knapp drei Prozent. Der Grund war die Ankündigung der neuen Schuldenpakete des Bundes von bis zu einer Billion Euro an zusätzlichen Staatsanleihen bis 2030.
Banken waren sich schnell einig darin, den Bund für seine zusätzlichen Schulden mit höheren Zinsen in den nächsten Jahren verstärkt zur Kasse zu bitten. Doch der Börseneinbruch hat die Marktzinsen seitdem gedrückt, weil statt Aktien jetzt Anleihen gekauft werden. Und die EZB steht vor weiteren Zinssenkungen.
Börsenbeben schwächt Aktien- und stärkt Anleihekurse
Die Unsicherheit an den Börsen führt dazu, dass statt Aktien mehr Anleihen gefragt sind. Dadurch steigen die Kurse der Anleihen und ihre Renditen sinken – also ihre Verzinsung gemessen an der Restlaufzeit.
Weil bis zum Tag der fälligen Rückzahlung noch viel passieren kann, wie zum Beispiel Zinsänderungen durch die Notenbanken etc., fließt in die ohnehin schon komplizierten Berechnungen auch noch viel Spekulation mit ein. So erweist sich die Spekulation auf höhere Renditen durch das neue Schuldenpaket des Bundes schon nach einem Monat als nicht mehr haltbar, weil die Marktzinsen inzwischen wieder auf dem alten Niveau sind.
Starke Abhängigkeit der Bauzinsen von Bundesanleihen
Geringere Renditen nehmen Anleger in unsicheren Zeiten wie diesen gern für mehr Sicherheit in Kauf. Sicherheit bieten in erhöhtem Maße die deutschen Staatsanleihen, die auch noch besonders gut und in großen Mengen handelbar sind, was für Großanleger wie Banken und Versicherungen wichtig ist.
Besonders gefragt sind Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren, die deshalb für viele andere Finanzprodukte die Richtung vorgeben (zum Beispiel für das Zinsbarometer „Bund Future“). So lassen sich an ihren Renditen tagesaktuell auch die Zinsen von Pfandbriefen ablesen, mit denen Baudarlehen refinanziert werden – mit der Standard-Laufzeit von ebenfalls zehn Jahren.
Neue Einschätzung der Finanzlage zwischen März und April
Seit Beginn der Koalitionsverhandlungen in Berlin zwischen Union und SPD haben sich die Märkte gedreht. Donald Trumps Handelszölle gelten inzwischen als ernsthafte Bedrohung für Welthandel und -wirtschaft. Noch im März war man davon ausgegangen, dass ein erhöhter Kapitalbedarf des Bundes für Verteidigung und Investitionen automatisch zu höheren Zinssätzen bei den deutschen Staatsanleihen führt und damit auch für Baukredite.
Wenn die Regierung mehr Schulden machen wolle, so meinte man, müsse sie dafür auch höhere Zinsen zahlen. Das klingt plausibel. Doch seit dem Börsenbeben sind die Marktzinsen eben jetzt aus anderen Gründen niedriger. Weitere Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) könnten dann dafür sorgen, dass es auch nach dem Börseneinbruch so bleibt.
Hohe Erwartungen an Zinssenkungen der EZB
Wegen des von Trump verursachten Börsenbebens sind die Befürchtungen groß, dass höhere Handelszölle weltweit zu Wachstumseinbußen führen. Auf diese Rezessionsgefahr wird die EZB nach Ansicht der meisten Beobachter mit mehreren Zinssenkungen reagieren. Diese haben zum Ziel, die Wirtschaft zu stärken, indem sie Kredite für Unternehmen und Verbraucher billiger machen, zum Beispiel für eine Baufinanzierung.