Knaus Tabbert, der Wohnwagenhersteller aus dem Bayerischen Wald, möchte wieder positive Schlagzeilen machen – mit neuen Zielen, neuem Selbstbewusstsein und schonungslosem Aufarbeiten von alten Fehlern. Die Jahrespressekonferenz am Mittwoch im Hauptwerk Jandelsbrunn im Landkreis Freyung-Grafenau verbreitete so etwas wie Aufbruchstimmung.
Lagerbestände werden reduziert
„Don’t Stop“ von Fleetwood Mac klingt am Ende der Jahrespressekonferenz aus Lautsprechern. Die neue Führungsmannschaft von Knaus Tabbert stellt sich zum Pressefoto auf, klatscht zur Musik. Der Song passe ganz gut, so der niederländische Großaktionär, CEO und CFO Wim de Pundert: „Ja – wir hören nicht auf, bis wir wieder oben sind.“
Zuvor präsentierten die Manager auf einer großen Bühne und mit aufwendigen Videos, was alles besser werden müsse. Zum Beispiel müssten die Lagerbestände reduziert werden. Etwa 20 Prozent habe man in den letzten Monaten schon geschafft. „Wir produzieren nicht mehr ohne Auftrag“, versicherte Branchenexperte und Berater Matjaž Grm.
Weniger Modelle, mehr Qualität
Weitere Schritte: Weniger Modelle in weniger verschiedenen Größen. Etliche Baureihen seien bereits gestrichen worden. Man wolle sich auf die Kernprodukte und die Marken Knaus, Tabbert und Weinsberg konzentrieren – und die Qualität der Fahrzeuge wieder steigern.
Als Umsatzziel habe das Unternehmen für 2025 etwa eine Milliarde Euro ausgegeben. „Das dürften wir auch erreichen“, so Großaktionär de Pundert. Vor zwei Jahren lag der Umsatz noch bei 1,4 Milliarden Euro.
Neue Manager sprechen Klartext
Die Pressekonferenz war auch eine schonungslose Abrechnung mit dem vorherigen Management: „Chaos pur“ und „komplettes Missmanagement“ hätten den Wohnwagenhersteller in die Krise geführt.
„Was wir machen mussten, ist: Vertrauen zurückgewinnen. Das ehemalige Management hat grundlegende Denkfehler gemacht und war zu ego-orientiert.“ Wim de Pundert
Für das Hauptwerk in Jandelsbrunn seien die Aussichten nicht schlecht. Die Zeichen stünden gut, dass die Belegschaft stabil bleibe. Sie war in den Wintermonaten von 1.700 auf knapp 1.500 Mitarbeitende reduziert worden.
Nach dem Boom kam der Einbruch
Knaus Tabbert hat turbulente Zeiten hinter sich. Nach den Boomjahren – auch ausgelöst durch die Coronazeit – brachen Umsatz und Gewinn ein. Die Folge: Wechsel in der Führungsetage, Kurzarbeit, Personalabbau und ein zweimonatiger Produktions-Stopp. Dazu kamen: mehrere Razzias und die zwischenzeitliche Verhaftung zweier langjähriger Vorstandsmitglieder wegen Korruptionsverdacht.