Abgefressene Weizenfelder und Gänsekot auf Wiesen, die als Futter fürs Vieh genutzt werden sollen – das sorgt für Ärger bei Landwirten rund um viele bayerische Seen. Wildgänse sind mancherorts zur Plage geworden. Im Rahmen des Wildgänsemanagements ist schießen oder vergrämen erlaubt. Doch es gibt auch eine neue Methode: die Gelegebehandlung.
Freiwillige suchen Nester und behandeln Eier
Wenn eine Handvoll Freiwilliger Mitte März auf einem Weiher bei Straubing in ein wackliges Boot steigt und in Richtung der Insel in der Mitte des Weihers fährt, fliegen die Gänse dort laut schimpfend davon. Einige decken noch ihre Eier zu, mit Daunen, kleinen Ästchen oder Schilf, damit sie warm bleiben. Und gut getarnt sind die Gelege jetzt auch. Also heißt es erst einmal suchen und aufpassen, dass die Menschen auf der Insel voller Gestrüpp und umgestürzter Bäume nicht aus Versehen auf ein Nest treten.
Das erste findet Ralf Habrunner im Uferbereich im trockenen Schilf vom Vorjahr. Er nimmt den Schierkasten und legt eines der vier Eier aus dem Nest hinein. Der Schierkasten ist ein Holzkasten, in dem eine Taschenlampe angebracht ist. Und damit durchleuchtet er das Ei. Es ist gelblich durchscheinend, mit einem größeren roten Fleck im Inneren. Habrunner gibt den Kasten seinem Schwager Franz Grundler und beide sind sich sicher: Das Ei ist noch keine Woche alt, darf also behandelt werden.
Keime beeinträchtigen Entwicklung des Eis
Nur bis zum 14. Tag ist die Gelegebehandlung erlaubt, weil dann das Schmerzempfinden einsetzt. Zwei Eier pro Nest bleiben unbehandelt, damit die Gänse weiter brüten können. Die anderen sticht Ralf Habrunner an. Er nimmt danach eine leere Spritze und streift damit über die Erde neben dem Nest. Die Bakterien aus der natürlichen Umgebung bringt er mit der Spritze durch das kleine Loch ins Ei ein. Die Keime sorgen dafür, dass sich die Frucht im Ei nicht weiterentwickelt.
Ralf verschließt das kleine Loch mit Sekundenkleber, damit der Dotter nicht ausläuft und der brütenden Gans das Gefieder verklebt.