Grund 2: Selbstüberschätzung (vor allem bei Männern)
Ein weiteres Problem: Viele erkennen gar nicht, dass sie nicht gut genug schwimmen. „Es ist leider doch zu beobachten, dass vor allem jüngere Männer ihre Kräfte selbst überschätzen, vielleicht auch ein bisschen angeben wollen“, sagt Rettungsschwimmer Welter. Womöglich könnten manche auch aufgrund von Social Media die Gefahr schlecht einschätzen. Dabei müsse man wissen: „Im Wasser ist jeder Fehler potentiell tödlich“. Tatsächlich sind mehr als 75 Prozent der Badetoten Männer.
Zudem kann Alkohol die Selbstüberschätzung befeuern. Deswegen sagt Nils Neumann von der Lindauer Wasserwacht: „Alkohol und Drogen haben im und am Wasser einfach nichts verloren.“
Grund 3: Hitzewellen
Eine weitere Gefahr sind immer häufigere Hitzewellen. Die zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung liegen alle innerhalb der letzten 25 Jahre – 2024 war ein neues Rekordjahr. Je heißer es wird, desto mehr Menschen zieht es an Seen und Flüsse – gerade, wenn immer mehr Schwimmbäder marode sind. Dort gibt es aber häufig keine Bademeister, die aufpassen.
Zudem steigt laut Michael Förster (DLRG) die Gefahr, je höher der Unterschied zwischen Luft- und Wassertemperatur ist. Wenn man von der Sonne aufgeheizt ins kalte Wasser springt, „ziehen sich die Blutgefäße außen im Körper zusammen. Das Herz wird mehr belastet. Das wirkt sich auf das Gehirn aus, der Blutdruck steigt und das kann zu einer Ohnmacht führen.“
Und was jetzt?
Damit wieder mehr Kinder schwimmen lernen, fordert Förster von der Politik: „Saniert die Hallenbäder, macht sie danach wieder auf. Baut wieder neue Hallenbäder.“ Dabei müsse man die Kommunen finanziell unterstützen, sagt SPD-Politiker Taşdelen. Genau das versuche Bayern mit der Schwimmbadförderung, entgegnet CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek: „Da ist einiges passiert. Aber es ist eine Daueraufgabe.“
Bis sich die Lage grundsätzlich verbessert, haben die Rettungsschwimmer Tipps, wie man das Risiko senken kann: Zum Beispiel nicht bei größter Hitze ans Wasser gehen, nicht vor dem Baden in die Sonne legen, sondern im Schatten bleiben und ganz langsam abkühlen.
„Schwimmen Sie nicht alleine und vor allem schwimmen Sie niemals über den See alleine. Oder nehmen Sie zumindest eine Boje mit“, rät Oliver Welter von der Wasserwacht. Man solle mit Bedacht ans Wasser rangehen und Rücksicht nehmen. „Verantwortung und ein bisschen kritische Selbsteinschätzung würden helfen, viele Badeunfälle, die wir derzeit sehen, zu vermeiden.“ Welters Appell an risikofreudige junge Männer: „Liebe Jungs, lasst euer Ego am Radlständer.“