Frühmorgens bei Sonnenaufgang schauen Brigitte Kraft vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) und Gebietsbetreuer Tom Hennemann am Kobelweg in Füssen nach Alpensalamandern. Besonders in der Dämmerung sind hier viele der kleinen schwarz-glänzenden Schwanzlurche unterwegs. Deshalb heißt es bei jedem Schritt: Obacht geben! „Da muss man gut aufpassen, weil die so schlecht sichtbar sind“, sagt Gebietsbetreuer Hennemann.
Alpensalamander werden überfahren oder totgetrampelt
Der Füssener Wanderweg ist beliebt bei Wanderern, Joggern, Mountainbikern und Hundebesitzern. Aber leicht kann man den kleinen, dunklen Alpensalamander auf dem steinigen Weg übersehen. Für den Lurch ist das lebensgefährlich, sagt Hennemann: „Da besteht einfach die Gefahr, dass die Tiere aus Versehen zusammengetrampelt oder zusammengefahren werden.“ Besonders schlimm sei die Situation an Forstwegen und Straßen, auf denen auch Autos unterwegs sind. „Da kann man an einem Tag 10, 20, 30 tote Alpensalamander sehen.“
Ganze Alpensalamander-Bestände sind bedroht
Mehrere hundert Alpensalamander leben schätzungsweise allein am Füssener Kobelweg. Noch. Denn der Bestand gerät inzwischen vielerorts unter Druck: Immer mehr Menschen sind in der Natur unterwegs, immer mehr Forststraßen durchkreuzen die Lebensräume. Brigitte Kraft beobachtet für den LBV genau, wie sich die Alpensalamander-Bestände im Allgäu entwickeln. Die Ergebnisse sind alarmierend: „Wir haben eine Strecke, an der in einem Jahr die Hälfte der gezählten Tiere überfahren wurde“, sagt Kraft, Alpensalamander-Expertin beim LBV. „Da kann man ganz schnell den ganzen Bestand verlieren.“
Tödlicher Pilz wird zur Gefahr
Zu der Bedrohung durch den Menschen kommt seit einigen Jahren noch ein zweite dazu: Der aus Asien eingeschleppte Hautpilz Bsal (Batrachochytrium salamandrivorans) befällt hierzulande schon Feuersalamander und Bergmolche – und könnte auch für die Alpensalamander zur tödlichen Gefahr werden. „Der ist so aggressiv, dass die Tiere innerhalb von wenigen Tagen oder einer Woche sterben“, sagt Expertin Kraft.
Beim Feuersalamander gehe man davon aus, dass dieser aufgrund des Pilzes deutschlandweit komplett verschwindet. „Da findet jetzt schon Erhaltungszucht statt, um den Feuersalamander später wieder auswildern zu können.“ Um zu kontrollieren, ob der gefährliche Pilz schon bei den Alpensalamandern angekommen ist, macht Brigitte Kraft regelmäßig Abstriche bei den Tieren. Bislang sei in Bayern aber glücklicherweise noch kein Befall nachgewiesen worden. „Aber das kann sich ganz schnell ergeben. Deshalb beproben wir in regelmäßigen Abständen. Oder wenn auffällig viele tote Tiere an einer Stelle gefunden werden, beproben wir noch mal intensiver.“
LBV will Bestände erfassen und stellt Warnschilder auf
Eine systematische Erfassung der Alpensalamander-Bestände gibt es in Bayern bislang nicht. Der LBV ruft deshalb dazu auf, jede Sichtung zu melden – auch von toten Tieren. Auf der Webseite des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz lassen sich Fund und Standort einfach erfassen [externer Link]. Über dieses Citizen-Science-Projekt erhofft sich der LBV einen besseren Überblick über den Bestand der Alpensalamander. „Wenn wir jetzt rechtzeitig schauen, wie es dem Alpensalamander geht, können wir frühzeitig mit Schutzmaßnahmen agieren, bevor er komplett oder fast ganz verschwunden ist“, hofft Brigitte Kraft. Am Kobelweg in Füssen haben die Naturschützer zudem erste Warnschilder aufgehängt. Die Tafeln sollen Wanderer, Mountainbiker und Autofahrer erinnern, Rücksicht zu nehmen.