Im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld ist es wohl bald wieder so weit: Die erste Kommune Bayerns dürfte in der kommenden Woche die Nutzung des Trinkwassers deutlich einschränken, so der Leiter des Wasserzweckverbands Bad Königshofen, Christian Kick, zu BR24. Grund: die seit Wochen deutlich gefallenen Grundwasserstände im Einzugsgebiet. Bereits seit 2017 erließ der kommunale Verband fast jedes Jahr ein sogenanntes „Wasser-Spargebot“. Zuwiderhandlungen werden mit Bußgeldern von 50 bis 2.000 Euro belegt, so Kick.
Kommunen erlassen Bewässerungsverbote selbst
Eine solche Anordnung kann jede Kommune selbst erlassen. Denn während es im tiefsten Süden Bayerns noch einigermaßen regnet, wird es im Nordwesten durchschnittlich immer trockener. Zwischen 2019 und 2022 war Bad Königshofen die niederschlagsärmste Stadt im Freistaat. In Oberstdorf oder Berchtesgaden fällt dreimal so viel Schnee oder Regen. Durch das eher feuchte Frühjahr konnten sich die Grundwasserstände laut Kick zwar zunächst erholen. Doch seit sechs Wochen fallen sie wieder deutlich.
Folgt die erwartete Anordnung derjenigen von 2024, dann dürfen die Bad Königshofener mit dem Wasser aus der öffentlichen Wasserversorgungseinrichtung des Zweckverbands unter anderem die Rasenflächen, Spiel- und Sportplätze nicht mehr besprengen, ihre Autos nicht mehr waschen, private Schwimmbecken nicht mehr betreiben und auch keine landwirtschaftlich genutzten Flächen mehr bewässern.
Ausnahmen für Landwirtschaft – und Gemüsegärten
Letzteres trifft vor allem bewässerungsintensive Obstfelder, für die ein Landwirt allerdings Wasser aus eigenen Tiefenbrunnen verwenden darf, sofern er für den Brunnenbetrieb die Genehmigung vom zuständigen Landratsamt erhält.
Ausnahmen vom Verbot der Trinkwassernutzung gab es in Bad Königshofen bisher auch für Nutzgärten. Doch das Gießen von Salat oder Gurken „sollte auf ein Minimum reduziert werden. Gleiches gilt für Ziergärten“, so die Anordnung vom letzten Jahr.
Verbote auch in anderen Bundesländern
Im Großraum Hannover gilt bereits ein tageszeitliches Bewässerungsverbot, um die niedrigen Grundwasserstände zu schonen: Ab einer Temperatur von 27 Grad darf zwischen Juni und September tagsüber nicht gewässert werden – genauer: zwischen 11 und 17 Uhr. Im Bodenseekreis westlich von Lindau gilt aktuell für einen Monat ein generelles Verbot der Wasserentnahme durch Gemeinden und Landwirtschaft aus allen Oberflächengewässern wie Bächen, Flüssen und Triebwerkskanälen sowie Weihern und Seen. Grund hier: der Schutz des dortigen Lebensraums für Pflanzen und Tiere.
Umweltminister: Grundwasser-Entnahmestopp noch nicht nötig
Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) sieht derzeit keine Notwendigkeit, über einen Entnahmestopp beim Grundwasser zu diskutieren: „Wir nehmen das Thema ernst, aber wir haben noch keine Hinweise, dass wir einen Wasserstopp aussprechen müssen“, sagte er BR24. Der Städte- und Gemeindebund hatte dies aufgrund der aktuellen Hitzewelle ins Gespräch gebracht.
Glauber räumte jedoch ein, dass die Grundwasserpegel nach der Konsolidierung in den Jahren 2023 und 2024 jetzt wieder niedriger seien. Im Süden sei die Lage aufgrund der Niederschläge deutlich entspannter. Seine fränkische Heimat sei hier stärker geplagt.
Staatsregierung erarbeitet Wasserstrategie – Wassercent kommt
Um der künftig noch stärker drohenden Wasserknappheit zu begegnen, tüftelt die Staatsregierung an einer Wasserstrategie 2050. Zentrale Punkte sind dabei Wasserspeicher, aber auch eine überregionale Fernwasserversorgung, damit das Wasser aus dem Süden in den Norden kommen kann.
Glauber verweist auch auf den Wassercent. Dieser soll nächstes Jahr kommen, dann wird auch Wasser aus dem eigenen Brunnen kostenpflichtig: Zehn Cent pro Kubikmeter soll es kosten. Kontrolliert werden soll die Wasserentnahme nach den Plänen Bayerns mittels eines digitalen Wasserbuches.
Bund Naturschutz: Bayern schlecht auf Hitze und Dürre vorbereitet
Der Bund Naturschutz warnt: „Hitzewellen und Dürren durch die Klimakrise sind das neue Normal in Bayern und der Freistaat ist nur ungenügend darauf vorbereitet“, so BN-Vorsitzender Richard Mergner. Nicht nur im traditionell trockeneren Nordbayern, sondern in allen Teilen Bayerns befürchtet er Wasserknappheit. Laut Bayerischem Landesamt für Umwelt gebe es zurzeit an rund 95 Prozent der Fließgewässer-Messstellen und an 56 Prozent der oberflächennahen Grundwassermessstellen sowie Quellen niedrige Wasserstände.
Mergner fordert vor allem eine Wiederherstellung der Speicherfähigkeit der Landschaft und eine Renaturierung von Flüssen, Bächen und Mooren. Der BN will auch klare Vorgaben und Anreize für Landwirtschaft, Industrie und Privathaushalte, um den Wasserverbrauch zu verringern.