Eine deutschlandweite Studie (externer Link) untersuchte im vergangenen halben Jahr, welche Vor- und Nachteile die Vier-Tage-Woche für Mitarbeitende und Unternehmen hat. Dabei wurden unterschiedliche Modelle beleuchtet – etwa die klassische Variante mit 100 Prozent Produktivität in 80 Prozent der Zeit bei vollem Lohnausgleich. Das bedeutet: Bei einer 40-Stunden-Woche mit Acht-Stunden-Tag sinkt die Arbeitszeit also auf 32 Stunden an vier Arbeitstagen. Arbeitspensum und Bezahlung bleiben aber gleich. Organisiert wurde die Studie vom Beratungsunternehmen Intraprenör und der Nichtregierungsorganisation 4 Day Week Global. Sie ist die erste Studie zur Vier-Tage-Woche in Deutschland.
Für die Studie meldeten sich ursprünglich 45 Unternehmen an, von denen aber nur 42 mitmachten. Zwei Unternehmen brachen aus wirtschaftlichen Gründen den Versuch zwei Monate nach Studienstart ab. Ein Unternehmen verschob den Start auf nächstes Jahr. Sechs Unternehmen hatten sich vor Studienstart gegen eine Teilnahme entschieden, unter anderem wegen der wirtschaftlich herausfordernden Lage, Personalmangel oder der Organisation.
Viele Unternehmen verkürzten Arbeitszeit nicht wie vorgesehen
Viele Unternehmen hielten sich zudem nicht an die Vorgabe, die Arbeitszeit um 20 Prozent zu verkürzen. Etwa die Hälfte der Unternehmen verkürzte diese nur um etwa 10 Prozent und verteilte die Arbeit auf Montag bis Donnerstag. Auch stellte nur die Hälfte der Unternehmen pünktlich zum Versuchsstart im Februar ihr Arbeitszeitmodell um. Die restlichen Unternehmen starteten erst in den Folgemonaten. Um das neue Arbeitszeitmodell einzuführen, passten Unternehmen ihre Prozesse an, beispielsweise wurden Meetings verkürzt. Außerdem führten Unternehmen Fokuszeit und Interaktionszeit für Teamarbeit ein, um Ablenkungen zu reduzieren.
Studienleiterin: Wahrnehmung von Stress reduziert sich
Professorin Julia Backmann, Leiterin des Lehrstuhls für Transformation der Arbeitswelt an der Universität Münster, wertete die Ergebnisse des sechsmonatigen Projekts aus: „Man sieht insgesamt, dass die Wahrnehmung von Stress und auch die Burn-out-Einschätzungen der Teilnehmenden sich positiv verbessert haben“, bilanziert die Studienleiterin.
Außerdem verteilten die Forschenden für die Studie Fitnesstracker unter Mitarbeitenden, um objektiv messbare Daten über ihr Stresslevel zu sammeln. Diese Tracker maßen die Herzfrequenz, Schlafqualität und Schrittanzahl. Zudem schnitten die Forschenden Teilnehmenden Haarsträhnen am Anfang und am Ende des Versuchs ab, um das Level des Stresshormons Cortisol zu messen. Mithilfe der Haare lässt sich das durchschnittliche Cortisollevel der letzten drei Monate bestimmen. Die Auswertung der Haarproben dauert noch an. Mit diesen objektiven Stress-Daten unterscheidet sich die Pilotstudie in Deutschland von anderen Studien zur Vier-Tage-Woche.