Am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, versammeln sich weltweit Menschen, um auf das anhaltende Problem aufmerksam zu machen. Auch in Deutschland ist geschlechtsspezifische Gewalt weiterhin ein drängendes Thema. Zahlen des Bundeskriminalamts zeigen, dass die Fallzahlen seit Jahren steigen.
In München wurde gestern ebenfalls demonstriert, direkt neben der U-Bahnstation Olympiazentrum. Grund für die Ortswahl war ein Konzert von Till Lindemann, dem Rammstein-Frontsänger, der an diesem Tag in der Olympiahalle auftrat. Lindemann war 2023 von mehreren Frauen beschuldigt worden, sie im Umfeld der sogenannten „Row Zero“ zu sexuellen Handlungen gedrängt zu haben. Die Berliner Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren im August 2023 jedoch wegen mangelnden hinreichenden Tatverdachts ein.
Demo gegen Lindemann-Konzert unter orangem Olympiaturm
Trotz der eingestellten Ermittlungen empfanden viele Demonstrierende ein Konzert des Künstlers ausgerechnet an diesem Tag als Provokation. „Das steht für eine gewisse Normierung sexistischer Handlungen in der Gesellschaft“, sagte eine junge Frau kurz vor Beginn der Kundgebung. Unabhängig davon, welcher Künstler auf der Bühne stehe, sei es problematisch, einer Person mit einer solchen Vorgeschichte eine so prominente Plattform zu bieten.
Andere störten sich vor allem an der aus ihrer Sicht fehlenden Sensibilität der Veranstalter, ein Konzert an diesem Aktionstag anzusetzen. Der orange angestrahlte Olympiaturm – ein Symbol gegen Gewalt an Frauen – wirke für einige wie Hohn. „Pro forma einen Turm orange anleuchten, aber eigentlich interessiert es keine Sau“, sagte eine Demonstrantin.
Zwischen Protest und Verständnis: Reaktionen der Fans
Die Demo wurde extra an die U-Bahn-Haltestelle vom Olympiazentrum verlegt, damit die Till-Lindemann-Fans daran vorbeimüssen. Es gab einige, die an der „Ganz München hasst Till Lindemann“ schreienden Masse vorbeihuschten, andere blieben aber auch stehen.
Ein junger männlicher Fan zeigte Verständnis dafür, dass das Konzert an diesem Datum Irritationen auslöste, betonte aber: Für ihn gelte Lindemann als unschuldig, da keine Verurteilung vorliege. Deshalb sollte er auch an diesem Tag auftreten dürfen. Problematisch fand er zudem, Fans unter Generalverdacht zu stellen, nur weil sie ein Konzert besuchen.
Münchner Bündnisse kritisieren Stadt
Zu den Protesten hatten mehrere Bündnisse aufgerufen, darunter Femizide Stoppen München, das Aktionsbündnis 8. März und der Slutwalk München. Zwei Demozüge starteten an unterschiedlichen Orten und trafen sich schließlich am Hohenzollernplatz.
Laut der Pressesprecherin von Femizide Stoppen München wurde der Startpunkt bewusst an den Olympiapark verlegt, weil der Auftritt Lindemanns „nicht unkommentiert bleiben könne“. Fans wolle man nicht persönlich angreifen, aber dazu ermutigen, zu hinterfragen, „welche Strukturen sie mit ihrem Ticketkauf unterstützen“. Die Hauptkritik richtete sich jedoch gegen die Stadt München: Man habe sie mehrfach schriftlich auf die Problematik hingewiesen, jedoch ohne sichtbare Reaktion.
Weitere Tourdaten und unklare Protestlage
Till Lindemann setzt seine „Meine Welt“-Tour in den kommenden Monaten in Ländern wie Australien, Indonesien und der Türkei fort. Ob bei den nächsten deutschen Konzerten in Nürnberg und Stuttgart ebenfalls Protestaktionen geplant sind, ist derzeit noch offen.

