Das Konzept beruht auf einem Forschungsprojekt der TU München, das Hermann Kaufmann noch vor seiner Emeritierung betreute. Das zweistöckige Parkhaus kann demontiert und das Material woanders wiederverwendet werden. Vor allem ging es um eine Alternative für die standardisierten Parkhaussysteme in Stahl. Stützen und Unterzüge für die obere Etage sind in Bad Aibling tatsächlich aus Holz.
Beton? Nein, Sperrholz
Als Bodenplatte bräuchte es dort eigentlich Beton, vor allem der Dichtheit wegen, aber das Architektenteam entwickelte eine andere Decke: Es arbeitete mit dicken Sperrholzplatten, dann versehen mit einer Bitumenabdichtung, auf die als Fahrbelag eine Asphaltschicht aufgebracht wurde. Konstruktiv wie bei einer Holzbrücke. Das Parkhaus kann so jeder Zimmermann bauen. Es ist einfach zu errichten, recyclebar und noch dazu schön. 70 Meter lang, 17 Meter breit – und das ohne innere Stützen, was das Einparken und Rangieren sehr erleichtert.
„Es gibt eine Auffahrtsrampe, die kann man sich vorstellen wie bei einem alten Bauernhaus“, sagt Kaufmann, „wenn man hinten auf so einer alten Auffahrt nach oben und in die Scheune hineinfährt. Genau so ist es auch gedacht. Ich kann also unten ebenerdig einfahren, und oben auf das Parkdeck fahre ich über diese Rampe.“
Wer mit Holz baut, muss anders planen
Ein Parkhaus aus Holz ist erst einmal teurer als eines aus Stahl, aber um ein Vielfaches billiger als eine Tiefgarage. Wenn man den zukünftigen Abriss mit einberechnet, wird es günstiger, denn die Teile können eben wiederverwendet werden, auch im Wohnungs- oder Bürobau. Mit Holz zu arbeiten, verändere die Planung, sagt Hermann Kaufmann – gerne immer wieder als der „Holzpapst“ tituliert –, die Vorfertigung spiele eine ganz andere Rolle.
Solle die Bauwende Richtung Nachhaltigkeit gelingen, müsse man sich darauf einstellen: „Holz ist Vorfertigung“, sagt Kaufmann. „Auch der Planungsprozess muss sich da komplett ändern. Ich muss die Entscheidungen viel viel früher treffen. Ich beginne später zu bauen, plane aber mehr. Und diese Umstellung ist auch etwas, das noch nicht in den Köpfen drin ist. Das sind jetzt keine Riesenprobleme, die sind zu überwinden. Und da ist man auch dran.“