Um zu zeigen, wie die Forschungsmethode funktioniert, nimmt die Labormitarbeiterin einfach ihr eigenes Blut: Ein Tropfen vom Finger reicht aus. Das Blut wird verdünnt und kommt in anschließend in eine Maschine. „Es dauert zehn Minuten, bis genügend Zellen gemessen wurden. Dann haben wir zirka zwei Millionen Bilder von den Zellen. Das reicht uns, um weiterzuarbeiten“, erklärt Jochen Guck.
Der Biophysiker ist Sprecher des neuen Max-Planck-Zentrums für Physik und Medizin (MPZPM) in Erlangen, das nun offiziell eröffnet wurde – und in dem Wissenschaftler an einer Methode forschen, um die Symptome der schwer erforschbaren Krankheit Long-Covid messbar zu machen.
Diagnose Long-Covid? „Im Zweifel der Selbstbericht des Patienten“
Denn wenn ein Arzt einen Patienten auf Long-Covid hin untersucht, dann basiert das bislang auf Fragebögen. „Im Zweifel ist es der Selbstbericht des Patienten“, sagt Guck. Anhand der werde entschieden, ob jemand Long-Covid hat oder nicht. „Aber es gibt eben keinen objektiven Marker, anhand dessen man überprüfen kann, was wirklich in dem Körper des Patienten losgeht.“ Deswegen sei Long-Covid auch so stigmatisiert. „Weil dann die Vermutungen sehr nahe liegen, dass es psychosomatisch ist, dass man sich das nur einbildet.“
Professor Guck und sein Forschungsteam sind sich sicher, dass es für Long-Covid eine messbare Ursache geben muss, die bisher noch nicht gefunden wurde. Auf der Suche nach diesem Beweis haben die Wissenschaftler inzwischen mehr als 1.000 Blutproben gesammelt. Die Kernfrage dabei lautet: Welche Form haben die Zellen? Und: Haben die Zellen im Blut eines Long-Covid-Patienten eine andere Form als die von einem gesunden Menschen?
Forscher suchen nach messbaren Daten bei Long-Covid-Patienten
Gerade werden die seit 2021 gesammelten Blutproben noch analysiert. Erste Ergebnisse gibt es aber noch nicht. „Wenn alles gut läuft, wissen wir in einem halben Jahr, ob wir eine Chance haben, Unterschiede zwischen Long-Covid-Patienten und gesunden Probanden zu sehen.“