Trinkwasserschutz: Vorsorge ist billiger als Nachsorge
So weit soll es im Oberpfälzer Jura bei Beratzhausen nicht kommen. Franz Herrler vom Zweckverband betont: Eine technische Reinigung mit Aktivkohle ist teuer – also besser vorsorglich weitere Einträge verhindern.
Doch Erfolg hat das Trinkwasserschutzprojekt nur, wenn viele mitmachen. Jedoch wollen kaum Landwirte am freiwilligen Projekt teilnehmen. Zwar habe sich die unter Vertrag stehende Fläche von 2022 auf 2023 um 50 Prozent erhöht. Doch von insgesamt 600 möglichen Landwirten haben nur 65 einen unterschriebenen Vertrag zurückgeschickt. Sie alle setzen nur Minimalmaßnahmen um – auf den aus Sicht der Wasserversorger notwendigen Verzicht auf Pflanzenschutz setzt keiner von ihnen. Von vielen Seiten wird das Maßnahmenpaket als „Spitzensport“ kritisiert, einige weitere Maßnahmen seien sachlich nicht sinnvoll.
Mehrheit der Landwirte nicht überzeugt
Auch Milchviehbauer Johann Mayer ist Gegner des Projekts. Wie die meisten anderen Bauern in der Region liegen viele seiner 137 Hektar Gras- und Ackerflächen in Wasserschutzgebieten, einige zusätzlich in sogenannten roten Gebieten. Die Messstellen hier melden erhöhte Nitratwerte, daher gelten ohnehin strengere Auflagen. Etwa muss Mayer in roten Gebieten 20 Prozent unter seinem eigentlichen Bedarf düngen.
Weitere Einschränkungen will er nicht mittragen. Vor drei Jahren schon hatte er gegenüber dem BR attestiert, das Projekt sei „zum Sterben“ verurteilt. Und auch heute ist der Landwirt skeptisch. Für eine Umwandlung von Ackerland auf Grünland, eine der als „Spitzensport“ kritisierten Maßnahmen, würde er pro Hektar zwar 500 Euro im Jahr als Ausgleich bekommen. Doch auf Ackerflächen kann energiereicheres Futter für seine Tiere wachsen als auf Grünflächen – die Ausgleichszahlungen genügen nicht, so der Landwirt: „Ich brauche Flächen, damit ich meine Tiere füttern kann.“
Landwirte: Nicht noch mehr Bürokratie
Wenige Kilometer weiter, auf dem Betrieb von Ackerbauer Rupert Schmid, hat man den Vertrag heuer im Januar unterschrieben. Allerdings nur auf Drängen des landwirtschaftlichen Beraters, so Schmid. Er sei „nahezu angefleht“ worden, endlich mitzumachen. Und so unterschrieb Schmid den Vertrag für eine Maßnahme, die er ohnehin schon seit Jahren auf seinem Betrieb umsetzt. Dafür bekommt er nun 3.000 Euro, ohne seinen Betriebsablauf ändern zu müssen. Bürokratie hätten die Landwirte ohnehin schon genug. „Da ist man nicht gewillt, noch mehr zu unterschreiben“, so Schmid.
Viermal im Jahr bringt der Landwirt Pflanzenschutzmittel auf seinen Äckern aus. Ändern will er daran auch künftig nichts, damit sein Getreide und Saatgut qualitativ hochwertig bleiben. Ohne Pflanzenschutz fürchtet er, seine Produkte nicht mehr verkaufen zu können.
Wer ist für das verunreinigte Wasser verantwortlich?
Ohnehin fühlt sich der Landwirt nicht verantwortlich für das Problem mit verunreinigtem Grundwasser. Tatsächlich hatte ein vom Kooperationsprojekt initiierter Test gezeigt, dass die Böden unter Rupert Schmids Äckern viel Wasser aufnehmen können. Ein reges Bodenleben hatte außerdem gezeigt: Rupert Schmids Böden sind fit – ganz ohne zusätzliche Maßnahmen für das Projekt. Für den konventionell arbeitenden Landwirt wäre es zielführender, „schwarze Schafe“ in der Region zur Verantwortung zu ziehen.
Die Trinkwasserinitiative im Oberpfälzer Jura ist nicht das erste Projekt von Wasserversorgern, in freiwilliger Zusammenarbeit mit Landwirten das Wasser sauberer zu machen. In Franken etwa arbeiten 18 Wasserversorger schon seit 2014 mit Landwirten zusammen. Sie sollen auf die dritte Gabe von Stickstoffdünger bei Backweizen verzichten, um den in Franken besonders trockenen Boden zu schützen – 37 Bauern machen mit.
Das Team vom Trinkwasserschutzprojekt im Oberpfälzer Jura um Franz Herrler will nun weiter versuchen, Landwirte zu überzeugen. Denn der Großteil des Grundwassers wird unter landwirtschaftlich genutzten Flächen gewonnen. Und das Geld der Wasserkunden ist da – denen schulde man somit einen Erfolg.